Jeder von uns hat Einsamkeit erlebt als Schüler beim Klassenwechsel beim Umzug in eine fremde Stadt oder vielleicht nach dem Verlust eines geliebten Menschen Einsamkeit tritt aber nicht nur durch äußere Umstände ein sie kann ein permanentes Gefühl sein der Schmerz dass tiefe Bindungen fehlen Einsamkeit bleibt oft unerkannt wird versteckt sie kann den jungen Menschen treffen der gemobbt wird den Manager auf dem Höhepunkt seiner Karriere die alleinerziehende Mutter oder den alten Menschen der ein trostloses Dasein im Heim fristet vielleicht sogar in der eigenen Familie Einsamkeit ist das Leiden unse rer Zeit die Kehrseite unserer marktorientierten Kom munikationsgesellschaft Wer einräumt einsam zu sein stigmatisiert sich wird noch einsamer Außerdem gerät er in Dauerstress seine sozialen Instinkte verkümmern der Teufelskreis der Vereinsamung setzt ein Nichts ist quälender als das Gefühl nicht mehr gebraucht und geliebt zu werden Es tötet Lebenslust und Lebenssinn Dass es dazu nicht kommt in keiner Phase des Lebens dafür kann man sorgen Bei der Recherche für unser Buch sind wir zum Beispiel auf Kalbe gestoßen In dieser Kleinstadt in Sachsen Anhalt drohten die Häuser zu verfallen und die Gaststätten leerten sich Die Jungen gingen weg die Älteren zogen sich zurück Corinna Köbe le eine Psychotherapeutin die dort ihre Patienten aus Depressi on Lethargie oder Sucht erkrankungen befreien wollte erkannte die Wurzel des Problems Wenn ein bestimm tes Maß an Gemein schaft unterschritten wird dann werden die Menschen krank sagt sie Die Pra xen sind voll mit Patienten die keine Therapie sondern Gruppen brauchen Menschen bei denen sie sich geborgen und denen sie sich zugehörig fühlen Köbele gründete den Verein Künstlerstadt Kalbe um Kreative aus aller Welt anzulocken um die Alten und Jungen die Vereinsamten und die Aktiven zusam menzubringen Am Anfang kamen sechs Frauen mit Eimer Feudel und Wischmopp Wir räumten Schutt weg organisierten gebrauchte Möbel Wir hatten keinen Cent wir haben einfach losgelegt und von Firmen Mate rialien erbettelt Junge Künstler kamen als Gäste und seitdem herrscht Aufbruchstimmung im Ort Längst sind im Verein alle Generationen vertreten die Ein wohner strömen zu Lesungen und Konzerten plötzlich redet man wieder miteinander und stellt überrascht fest dass selbst Gespräche mit dem Nachbarn interessanter sein können als ein Abend vor dem Fernseher Jeder kann Tag für Tag etwas gegen das Gefühl der Isolation tun indem er auf den Nächsten zu geht sich immer wieder einen Ruck gibt seine Scheu überwindet Manchmal reicht eine simple Geste oder eine unkonven tionelle Idee Einsamkeit kann ansteckend sein Neugier und Auf bruchstimmung auch Walter Möbius und Christian Försch Denkanstoß Den ersten Schritt tun Prof Dr Walter Möbius 81 links ehemaliger Chefarzt des Johanniter Krankenhauses Bonn und der Autor Christian Försch 51 zeigen in ihrem aktuellen Buch 7 Wege aus der Einsam keit und zu einem neuen Miteinander anhand vieler Fallbeispiele dass man täglich in kleinen Schritten Großes bewirken kann Unter Freunden Beiträge in der Rubrik Denk anstoß geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder Fo to s M ic ha el L üb ke S eb as ti an W el ls I llu st ra ti on K ar o Ri ga ud 25 Unter Freunden johanniter 2 2019

Vorschau johanniter 2/19 Seite 25
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