johanniter 3/2019
johanniter 3/2019 berichtet die Leiterin. Manchmal begleiten die Johanniter-Erzieher die Kinder auch über deren Kitazeit hinaus: „Ein Mädchen ist uns als besonders intelligent aufgefallen. Trotz- dem hatte sie in der Schule dann im ersten Halbjahr 60 Fehltage.“ Da einzugreifen und auf die Eltern einzuwirken, wurde für Vanessa Baum ein Schlüsselerlebnis in ihrer Erzieher- tätigkeit. Wie weitreichend die Unterstützung der Eltern sein kann, zeigt sich auch im Kommu- nikationsseminar. Erziehungsberaterin Heike Teklenburg setzt auf die verschiedenen Er fahrungen der Teilnehmer. Eine Mutter von drei Kindern erzählt, wie sie zu Hause ge- meinsam einen Putzplan aufgestellt hätten, weil es die Kinder motiviere und sie es allein gar nicht schaffen würde. Trotzphasen, „Hotel Mama“, der Wert von Ritualen und Werten – das wird in der Gruppe besprochen. Zoran, der einzige Mann in der Runde, kennt diese Probleme auch. Oft hat er bei der Erziehung seiner dreijährigen Tochter zu kämpfen. „Es geht so schnell, die Geduld mit dem kleinen Dickkopf zu verlieren“, sagt der 47-Jährige. Er ist dankbar für die Impulse aus der Grup- pe. Oft helfe es schon, zu wissen, dass man mit einem Erziehungsproblem nicht allein ist. Seminarleiterin Teklenburg motiviert die Teil- nehmer: „Ihr habt nicht nur gemeinsam die Probleme, sondern auch die Kompetenzen, sie zu lösen!“ Raus aus der Antriebslosigkeit Zoran runzelt die Stirn. Dass er Kompetenzen habe, wird ihm selten gesagt. Er ist, wie seine Partnerin, bereits einige Jahre arbeitslos. In sei- nem gelernten Beruf als Elektriker ist er schon lange nicht mehr tätig. „Für eine Umschulung bin ich zu alt“, sagt er. „Dann ist es wahnsinnig schwer, aus der Hartz-IV-Falle rauszukommen.“ Auch die eigene Antriebslosigkeit ist Teil des Problems. Hier ist die Unterstützung zur Selbst- hilfe durch das Team von Vanessa Baum viel wert. Zoran weiß, „dass ein Kind, das so auf- wächst, sich später auch so verhalten wird“. Er will sich bemühen, dass das bei seiner Toch- ter Sophie eben nicht einreißt. „Es sind Kollegen wie Vanessa Baum, die sich mit Engagement und einem klaren Ziel auf den Weg machen und zeigen, was der Leuchtturm leistet“, sagt Anne Ernst. „Auch wenn wir nicht jede Kita zu einem Famili- enzentrum entwickeln können, ist die inter- kulturelle Arbeit mit den Eltern und Famili- en Thema in sehr vielen Johanniter-Kitas“, erklärt sie. So wird auch die Kita „Valentin“ in Magdeburg als „Leuchtturm der Integration“ gefördert. Und im Regionalverband Mittel franken setzen gleich zwei Integrationszentren einen ganzheitlichen Ansatz um. Zoran erlebt diese Arbeit ganz praktisch. Beim gemeinsamen Kochen und Essen er- fährt er jenen Austausch der Kulturen, „der im Stadtteil doch eher nicht stattfindet“, wie er sagt. Und vielleicht findet er mit Unterstützung der Johanniter sogar einen Weg aus der Arbeitslosigkeit. Das jedenfalls wünscht er sich – auch für seine Tochter. Peter Altmann www.johanniter.de/integration Im Kommunikationsseminar mit Heike Teklenburg (re.) lernen die Eltern, besser mit den Herausforderungen des Alltags klarzukommen. Leuchttürme der Integration Mit ihrem Programm „Leuchttürme der Integration“ fördern die Johanniter derzeit bundes weit zwölf vorbildliche Projekte. In Partnerschaft mit den Ländern und Kommunen werden dabei innovative und nachhaltige Konzepte der Integration entwickelt und an andere Standorte der Johanniter weitergegeben. 12 In Aktion
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