johanniter 3/2019
johanniter 3/2019 Foto: Tommy Ramm Eine Million Menschen aus Vene zuela haben ihr Land schon in Richtung Kolumbien verlassen. Dort unterstützen die Johanniter die gestrandeten Migranten. Von einem auskömmlichen Leben als Anwalt hin zu einer Vier-Quadratmeter-Kammer in einem fremden Land: Das Leben des 56-jähri- gen Sergio Lacruz steht beispielhaft für die Entwicklung seiner Heimat Venezuela. Politi- sche Spannungen und eine historische Hyper- inflation führten dort zu Hunger und Armut. Umstände, vor denen Sergio Lacruz flüchtete. Vom Anwalt zum Bonbonverkäufer Jetzt lebt Sergio mit seinem Sohn in einem winzigen Raum in der Siedlung „Comuna 8“ am Osthang Medellíns, die vielen Venezola- nern zum Zufluchtsort wurde. Auf der einen Hälfte des Raumes stehen die Betten überei nander. Daneben eine kleine Kochecke, hin- ter der Tür eine Toilette. Rund 20 Euro kostet ihn das monatlich. Eine größere Unterkunft kann er sich nicht leisten. Um Geld zu verdie- nen, verkauft er Bonbons im Stadtzentrum oder hilft bei der Stadtteilvertretung aus. Der Leiter der Stadtteilvertretung ist An- tonio. Er ist die treibende Kraft und bemüht sich, die vielen Probleme im Viertel zu lösen. Der Sitz der Vertretung gleicht einem Amei- senhaufen: Im Keller nähen Frauen Blusen und Uniformen für Schulen. Eine Etage da- rüber macht eine Gruppe älterer Menschen Schmuck. In der ersten Etage sind die Gesund- heitsdienste zu Hause, die von den Johan- nitern im Rahmen eines humanitären Hilfs- projektes mit der Stiftung „Las Golondrinas“ angeboten werden. Wenn Sie die Arbeit in Kolumbien unterstützen möchten, spenden Sie! Spendenkonto Bank für Sozialwirtschaft IBAN DE94 3702 0500 0433 0433 00 Stichwort: Kolumbien In seiner Heimat Venezuela war Sergio Lacruz Anwalt. In Kolumbien muss er sich als Bonbonverkäufer durchschlagen. Kolumbien Flucht vor dem Verfall Medizinische Hilfe gratis Bis zu vier Ärzte, zwei Psychologen und Er- nährungsberater sind pro Einsatz an zwei Tagen für Bedürftige da – jeweils rund 200 Pa- tienten. „Weil immer häufiger Venezolaner zu den Einsätzen gekommen sind, haben wir spe- zielle Tage für sie eingeführt“, so Antonio. Ne- ben Hilfsgütern und einer häuslichen Grund- ausstattung sieht das Projekt psychosoziale Beratung vor. „Wir hatten bereits Fälle von versuchtem Suizid“, so Antonio. „Durch das Angebot helfen wir Menschen aus der Krise.“ Auch Sergio und seinem autistischen Sohn Alberto steht diese Hilfe zur Verfügung. Was er jedoch benötigt, ist ein Termin bei einem Neurologen, um seinen Sohn gründlich untersuchen lassen zu können. Mithilfe von Antonio hat er die Aussicht, trotz fehlender Papiere bald eine Gesundheitskarte zu bekom- men. Für akute medizinische Probleme hat er aber dank der Johanniter eine sichere An- laufstelle – und damit eine Sorge weniger in seiner neuen Heimat. Tommy Ramm 13 In Aktion
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