johanniter 4/2019

johanniter 4/2019 Ihr Alter ist Gabriele Zobel nicht anzumerken, so federnd, wie sie die Treppen hochspringt. Seit zwei Jahren ist sie im Ruhestand – doch von Ruhe kann überhaupt keine Rede sein. „Ich bin doch fit, da kann ich noch eine Men- ge für andere tun“, sagt sie und klingelt bei Christa H., die schon ungeduldig auf ihre Be- sucherin wartet. Denn Gabriele Zobel ist in Berlin-Schöneberg im Mobilitätshilfedienst der Johanniter ehrenamtlich tätig. Das heißt, sie kümmert sich um andere Menschen, die hilfs- bedürftig, krank oder einsam sind. Christa H. ist all das: 80 Jahre alt, körper- lich nicht mehr fit, sie lebt alleine und hat schon seit mehr als 20 Jahren keine Angehöri- gen mehr. Da ist Gabriele Zobel mit ihren Be- suchen ein Ankerpunkt. „Bis vor Kurzem sind wir viel spazieren gegangen“, erzählt Gabriele Zobel. Für „ihre Christa“ war das immer ein Spaß. Nach einem Sturz kommt die Seniorin aber mit den Treppenstufen nicht mehr zu- recht. Deshalb sorgt Gabriele Zobel dafür, dass es zu Hause schön ist. Sie bringt Luftballons und Lieblingsessen mit, nimmt sich Zeit für die betagte Dame. „Es ist eine sinnvolle Auf- gabe, ich bekomme viel Freude zurück“, sagt Gabriele Zobel. Alle zwei Wochen verbringt die gelernte Krankenschwester nicht nur drei Stunden mit Christa H. Auch in Berlin-Zeh- lendorf wartet eine 102-jährige Frau auf sie. Warum solle sie nicht für andere Zeit opfern, wenn sie selber noch etwas geben könne? „Ein Opfer ist das nicht“, sagt Zobel entschie- den, „solange ich das kann, möchte ich etwas abgeben.“ Sich selber motivieren Auch Ruth Bosbach muss unter Leute und „an- deren etwas geben“, wie sie sagt. ImWäsche- und Miederwarengeschäft ihrer Eltern groß ge- worden, gehört der Kontakt zu anderen für sie einfach dazu. „Ich hatte immer mit Kundschaft zu tun. Nach meiner Pensionierung brauchte ich einfach eine Aufgabe“, sagt die 80-Jährige. Und so kam sie vor 13 Jahren zu den Aktiven Senioren der Johanniter im nordrhein-westfäli- schen Siegburg. Knapp zehn Jahre lang besuchte sie einmal die Woche eine ältere Dame in Siegburg und brachte ihr regelmäßig etwas Abwechslung ins Leben. „Dann sind wir an die frische Luft, sind spazieren gegangen, haben viel geredet, damit sie auf andere Gedanken kommt“, er- zählt Ruth Bosbach. „Und man selbst ist auch beschäftigt, bleibt nicht am Fernseher hängen“, sagt sie. Als die alte Dame starb, hatte sie be- reits eine weitere Aufgabe bei den Aktiven Senioren Siegburg: Einmal im Monat treffen sich alle Aktiven zum gemeinsamen Senioren- frühstück. Davor schon ist Ruth Bosbach mit ihrem Ehemann unterwegs, um die Einkäufe dafür zu erledigen. Ja, körperlich sei es nicht mehr ganz so einfach wie noch vor 15 Jahren. Aber wichtig sei doch, dass sie sich bewege, unter Leute komme. „Man muss sich auch mal hochziehen und selber motivieren.“ Sie habe es all die Jahre nie bereut, sagt sie frohgelaunt, und sie habe selber sehr profitiert. Manchmal sei sie mit ihren 80 Jahren die Jüngste, „aber eben in Gesellschaft“. Eine Aufgabe für sich und andere Gesine Göschel aus dem hessischen Dreieich wusste schon vor ihrer Pensionierung als Juristin ganz genau: Sie möchte morgens nicht aufwachen und sich fragen, was sie mit diesem Tag anfangen soll. Deshalb hat sie schon früh Ausschau nach einer sinnvollen Aufgabe gehalten und sich für die Hospizarbeit entschieden. Anfangs belegte sie einen Kurs, um alles zu lernen. Und heute ist sie schon zehn Jahre ehrenamtlich im Ambulanten Hos- piz- und Palliativberatungsdienst der Johan- niter aktiv. Dabei würde ihr auch ohne das Ehrenamt die Zeit nicht lang: Gesine Göschel hat eine große Familie, ist Lesepatin in einer Schule, spielt Golf und lernt Italienisch. Wenn die 72-Jährige gerufen wird, sind die Menschen schon schwer krank, oft auch nicht mehr mobil. Dann sind es intensive Gesprä- Sehr umtriebig engagiert sich Ruth Bosbach bei den Aktiven Senioren in Siegburg. Fotos: Tina Merkau, Ulrike von Knorre, Natalie Brincks 11 In Aktion

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