johanniter 4/2019
johanniter 4/2019 „Wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass das klappt. Aber es funktioniert!“ Mit ihrem Benny ist Pia Schlaug mittlerweile nicht nur in der Mittelschule Scheßlitz zu ei- ner respektierten Hilfe geworden. Auch an anderen Schulen sind sie gern gesehene Gäste. haben. „Aber es gibt auch Hundebegleiter in unseren Teams, die ihren Dienstplan danach ausrichten, dass sie die Lesestunden anbieten können“, so Schlaug zur hohen Motivation ihrer Ehrenamtlichen. Ausgebildet und weitergebildet werden die Teams von Helmut Winter vom Ausbil- dungsstützpunkt Mittelfranken, der das Projekt „Lesehund“ in Nürnberg für die Johanniter aufgebaut hat. Weitere Teams sind im Regio- nalverband München und Regionalverband Allgäu aktiv, sie kommen dort in Bibliotheken und auf Wunsch auch für be- sondere Anlässe an die Schulen. Und auch im hohen Norden, im Regio- nalverband Harburg, bie- ten die Johanniter diesen Dienst an. Ein Schüler, der sich immer sehr auf die 20 Minuten mit Benny freut, ist Fabian. Der Elfjährige von der Mittelschule Scheßlitz kennt das Leben mit Hunden seit frühester Kindheit: Als Sohn eines Schäfers lebt er nicht nur mit 400 Schafen und 200 Ziegen, sondern auch mit vielen Hütehunden zusammen. Mit seinem eigenen Hund Molly spielt er aber lieber Fuß- ball. „Fürs Vorlesen ist sie einfach nicht ruhig „Heute ist sie sehr viel selbstbewusster, macht im Unterricht mehr mit, traut sich mehr zu – sie hat sich wirklich um 180 Grad gedreht.“ Genau darum geht es bei dem Projekt „Le- sehund“: Diese Form der tiergestützten Päda- gogik setzt auf eine besondere Art der Kom- munikation zwischen Tier und Kind. „Unsere Hunde reagieren auf die Gestik, Mimik und Stimme des Kindes. Bei Nadja verhält sich Benny zum Beispiel sehr ruhig und sanft – obwohl er durchaus ein aufgeweckter Hund ist“, erklärt Pia Schlaug, Projektleiterin „Lese- hund“ beim Regionalverband Oberfranken der Johanniter-Unfall-Hilfe. Ein Hund übt keine Kritik und hört geduldig zu. Das steigert die Lesemotivation der Kinder, macht sie aber auch sensibler im Umgang mit anderen und fördert die soziale Kompetenz. Ausbildung mit Zertifikat Damit das funktioniert, brauchen auch Hund und Halter besondere Kompetenzen. „Grund- voraussetzung für Hund wie Herrchen ist ein freundliches Wesen“, erklärt Pia Schlaug. Die Tiere sollten schon Grundbefehle kennen, müssen einen Wesenstest absolvieren und grundsätzlich stressresistent, kinderlieb und ruhig sein. Um herauszufinden, ob sich neue Bewerber eignen, bieten die Johanniter regel mäßig sogenannte Hunde-Castings an, bei denen sich Interessierte testen lassen können. Ist das erfolgreich durchlaufen, lernen die Hundehalter in einer zweitägigen Ausbildung, wie sie mit den Kindern umgehen sollten. Aber auch ganz praktische Dinge wie die Hy gienevorschriften, die in Schulen einzuhalten sind. Ein Zertifikat bescheinigt Hunden und deren Haltern, dass sie ab sofort Schuleinsät- ze im Rahmen der tiergestützten Intervention beim Johanniter-Projekt „Lesehund“ überneh- men können. Freundlich und zuverlässig „Besonders wichtig ist natürlich auch, dass man zuverlässig ist. Schließlich freuen sich die Kinder auf ihren Hund“, so die 47-jährige Johanniterin. Sie bildet nicht nur selbst mit ihrem Lesehund Benny eine gut funktionie- rende Einheit, sondern organisiert weitere 15 ehrenamtliche Teams, bestehend aus Hund und Begleiter, an derzeit sechs Schulen in der Region. Einige von ihnen sind Rentner, die sich ihre Vormittage selbst einteilen können oder in Teilzeit arbeiten und feste Tage frei 7 In Aktion
RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=