johanniter 1/2020

johanniter 1/2020 rigkeiten der Neuankömmlinge umgehen zu können. Nicht zuletzt fehlt es an Sprachmitt­ lern, um die Kommunikation zu erleichtern. „Natürlich ist das auch immer abhängig von den zuständigen Beratern“, weiß Anne Störger. So haben Mitarbeiter auf dem Amt kaum Zeit, Anträge zu erklären oder mit den Klienten die notwendigen Unterlagen zusammenzutra­ gen. „Wer schon mal eine Eingliederungsver­ einbarung vom Jobcenter gesehen hat, weiß auch, warum viele unserer Klienten das Amts­ deutsch nicht verstehen“, sagt Anne Störger. Soziale Brennpunkte als Herausforderung Ein weiteres Problem: In Gotha mangelt es, wie in vielen Städten, an sozialverträglichem Wohnraum. „In Gemeinschaftsunterkünften leben häufig noch Familien, bei denen die Eltern schon einen Job gefunden haben und die Kinder in die Kita gehen“, so Störger. Des­ halb unterstützen die Johanniter auch bei der Wohnungssuche. Nicht immer läuft das so glatt wie bei der äthiopischen Familie von Foziya und Hamid. „Hamid hat unsere Hilfe aktiv gesucht und nimmt sie auch offen an. Der Stadtteil Gotha- West ist ein sozialer Brennpunkt, in dem viele Menschen wohnen, die unserer Unterstützung bedürfen, die aber noch keinen Kontakt zu uns haben“, so Ute Jahn. Durch Erzählcafés, Kommunikationskurse, gemeinsame Veran­ staltungen wie das Winterfest oder Vorträge zu Gesundheitsthemen versuchen die Johan­ niter, diesen Kontakt aufzubauen. „Bei uns in Zwickau ist dieser aktive Schritt hin auf unsere Zielgruppe der Schlüssel“, er­ klärt Janett Schönfuß. Die Sozialberaterin ist ständig unterwegs in den Gemeinschaftsun­ terkünften und Wohnungen und hat feste Termine mit den Klienten. „Zwickau braucht nicht noch eine Beratungsstelle – davon gibt es genug. Wir versuchen, die zu erreichen, die diese Angebote nicht kennen oder scheuen.“ Es sind vor allem jugendliche Alleinreisen­ de wie Ebrahim und Emran aus Afghanistan, die zu ihrem Klientenkreis gehören. „Auch bei uns dreht es sich um Themen wie Woh­ nung, Arbeitssuche und Behördengänge – oft kommt aber noch jugendliche Unerfahrenheit dazu. Manche brauchen auch einfach Hilfe, ihre Möglichkeiten zu erkennen und die rich­ tigen Schritte dafür zu tun“, sagt Janett Schön­ fuß. Und auch hier ist es Hilfe zur Selbsthilfe, die die Johanniter leisten. „Emran zum Bei­ Anne Störger und Ute Jahn sind als Lotsen durch den All- tag im Einsatz. Flüchtlingshilfe und Integration Neben der aufsuchenden So- zialarbeit in Gotha, Neubran- denburg und Zwickau sind die Johanniter in vielen weiteren Integrationsprojekten aktiv. Mehr Infos unter: www.johanniter.de/integration Fotos: Nikolaus Brade spiel konnte schon recht gut Englisch und hilft mir als Sprachmittler bei meiner Arbeit. Inzwi­ schen ist er selbst als Ansprechpartner aner­ kannt, kann Menschen aus seinem Kulturkreis Tipps geben und bei der Job- oder Wohnungs­ suche helfen.“ Und Emran hat sich selbst eine Perspektive erarbeitet: Sprachschule für ein besseres Deutsch, Ausbildung zum Einzelhan­ delskaufmann und dann eine Selbstständig­ keit als Kaufmann, das sind seine Ziele. Neue Pläne möglich gemacht Dank der Johanniter ist auch für Hamid und seine Familie das Leben in Gotha einfacher und durchschaubarer geworden. Foziya be­ sucht einen Deutschkurs an der Volkshoch­ schule und träumt von einem eigenen klei­ nen Café mit Spezialitäten aus ihrer Heimat. Hamid hat bis Jahresende bei einem Logistik­ unternehmen gearbeitet. Jetzt ist sein Vertrag ausgelaufen. Er sucht einen neuen Job, und weil er Spaß an der Arbeit mit Holz hat, denkt er über eine Ausbildung zum Tischler oder Zimmermann nach. Fragen werden auf dem Weg dahin auftauchen. Wo er Antworten be­ kommt, weiß er ja mittlerweile. Peter Altmann 12 In Aktion

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