johanniter 1/2020

Porträt Satte 110 Prozent Mit der von ihr gegründeten „SOKO Respekt“ setzt sich Mara Buhl für mehr Respekt gegenüber Rettungskräften ein. Dafür wurde sie als Heldin des Alltags ausgezeichnet. Foto: Henning Scheffen Angefangen hat es mit Bonny. Die agile Australian Shep- herd-Hündin brauchte eine Aufgabe und so kam ihre damals 17-jährige Besitzerin zum Rettungshunde-Trai­ ning. Auf diese Weise, erzählt Mara Buhl, sei sie in Kontakt gekommen mit der Hundestaffel der Johanni­ ter im nordrhein-westfälischen Lüdenscheid. Das war 2012 und weder Hündin noch Halterin hätten sich damals träumen lassen, dass sie sieben Jahre später von der Zeitschrift „Bild der Frau“ für ihr ehrenamtliches Engagement als „Heldin des Alltags“ ausgezeichnet wer­ den würde. Nicht nur ein Engagement, sondern viele Zu Anfang sei es einfach ein etwas zeitintensiveres Ehrenamt gewesen: „Wir waren 14 Stunden die Woche mit den Hunden im Wald. Aber wenn ich mich für et­ was entscheide, dann gebe ich auch 110 Prozent.“ So er­ klärt sich wohl, dass Mara Buhl parallel zum Abitur ihre Ausbildung zur Erzieherin machte und anschließend drei Jahre in der Kinder-und Jugendpsychiatrie arbei­ tete. Das anschließende Studium der Erziehungswissen­ schaften und Psychologie hat sie gerade erfolgreich abgeschlossen. Während dieser Zeit, sagt sie fröhlich, habe sie einige Freiheiten gehabt, ihre Ehrenämter aus­ zubauen. Der Plural ist hier wichtig, denn auf die Hundestaf­ fel folgte schnell die Ausbildung zur Rettungshelferin sowie das Engagement im Katastrophenschutz – immer nach der 110-Prozent-Devise. Oder, wie Mara Buhl es ausdrückt: „Mich in Menschen hineinzuversetzen, die wirklich in Schwierigkeiten sind, und ihnen Hilfe anzu­ bieten, ist einfach Teil meiner Persönlichkeit.“ Umso empörter war sie, als ihr Kollegen immer wie­ der erzählten, wie sie bei Rettungseinsätzen behindert oder sogar angegriffen wurden. Sie erinnerte sich an ihr Medientraining bei den Johannitern und startete mit einer Gruppe Gleichgesinnter eine Plakatkampagne mit drei typischen Situationen, in denen Helfer behindert werden. Der Einladung zu einer Diskussionsveranstal­ tung in ihrer Heimatstadt folgten statt der erwarteten 20 Leute stolze 150. „Da haben wir uns entschieden, einen Verein zu gründen“, erinnert sich Mara Buhl an den Ur­ sprung der „SOKO Respekt“ vor drei Jahren. Um auf das Problem aufmerksam zu machen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen, bietet der Verein Workshops und Vorträge für Unternehmen und Projektwochen in Schulen an. Mittlerweile hat die „SOKO Respekt“ mehr als 600 Mitglieder bundesweit und wird neben Spenden durch Lottomittel finanziert. Man muss die Leute wachrütteln Für Mara Buhl zeigt sich im Umgang mit Rettungskräf­ ten manches, was sie symptomatisch findet für den Zu­ stand unserer Gesellschaft: „Viele verstecken sich in der Anonymität und behaupten, der Begleiter sei der Gaffer gewesen, nicht etwa sie selbst.“ Die müsse man wach­ rütteln, damit sie beim nächsten Mal eben aktiv werden und den Begleiter zum Weitergehen auffordern. Der Vereinsslogan „Denk nach, hab mehr Respekt!“ ist also eine Aufforderung, die sich nicht nur auf Rettungskräfte bezieht. Aber gerade dort, so Mara Buhl, sollte es wirk­ lich eine Selbstverständlichkeit sein. Sigrun Matthiesen 21 Unter Freunden johanniter 1/2020

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=