johanniter 2/2020

johanniter 2/2020 Fotos: Anthony Mwangi Spenden Sie, wenn Sie die Menschen in Ostafrika unterstützen möchten! Spendenkonto Bank für Sozialwirtschaft IBAN DE94 3702 0500 0433 0433 00 Stichwort: Ostafrika Insekten erlernt“, berichtet Ibrahim Sheikh Ma- nur, ein Bauer aus der Region. „Mein Großva- ter erzählte uns, dass die Heuschrecken schon vor über 60 Jahren unser Land befielen. Wir verbrannten Reifen, bliesen in Trompeten und hupten mit den Fahrzeugen und Motorrädern, um sie zu verscheuchen.“ Doch für viele Fami- lien wurde es ein Kampf gegen Windmühlen. Nach zwei verlorenen Ernten durch Über- schwemmungen fiel die dritte Ernte nun den Schwärmen zum Opfer. „Deshalb wurde in diesem Jahr noch kein Sorghum geerntet“, so Ibrahim Sheikh Manur. Für viele Familien be- deutet dies Hunger, Reserven haben sie nicht. „Sobald sie fliegen, ist die Kontrolle oder Bekämpfung der Schwärme so gut wie un- möglich“, sagt Dr. Martin Baumgart, der zu Beginn der 90er-Jahre die letzte große Wüsten- heuschreckenplage in Afrika untersuchte. Der Experte für landwirtschaftliche Entwicklung fand Wege zu einer umweltfreundlichen Heu- schreckenbekämpfung. Gemeinsam mit den Johannitern unterstützt er seit April in Kenia die betroffenen Gemeinden. Das Ziel: die Schäden der durch die sich je nach Windrich- tung und Wetterbedingungen zwischen den Ländern der Region fortbewegenden Heu- schrecken so gering wie möglich zu halten. Milliarden Insekten bilden dabei Schwärme, die viele Quadratkilometer Land bedecken und den Himmel verdunkeln. „Die Brutgebie- te müssen ständig überwacht werden. Dafür fehlen den meisten der betroffenen Länder jedoch die technischen Kapazitäten und das Know-how, um etwa auftretende Larvenbän- der mit sehr wenig Insektizid-Einsatz wir- kungsvoll zu bekämpfen“, so der Experte. Corona-Virus bremst Maßnahmen aus Baumgart berät die Partnerorganisationen nun im Einsatz möglicher pflanzlicher Pesti- zide oder zum Anlegen von Gräben, um die Larvenwanderung zu unterbinden. Zudem sind lokal angepasste Trainings- und Schu- lungsmaßnahmen geplant – wenn das Corona- Virus vielen Aktivitäten keinen Strich durch die Rechnung macht. „Nachdem die Corona- Pandemie im März in Ostafrika Fuß gefasst hat, sind die Maßnahmen gegen die Heuschre- ckenplage nahezu zum Erliegen gekommen“, sagt Philippe Carette, Länderbüroleiter der Johanniter in Kenia. Gerade hätten alle Akteu- re Fortschritte bei der Kontrolle der Schwärme gemacht und sich besser koordiniert. In einem gemeinsamen Aufruf warnten Hilfsorganisationen in der Region deshalb vor einem Nachlassen der Bemühungen, weil „Gemeinden in vielen der am schlimms- ten betroffenen Gebiete in Kenia, Somalia, Äthiopien und Uganda bereits ein kritisches Niveau der Nahrungsmittelknappheit erle- ben“. Es wird erwartet, dass während der Erntesaison von März bis Mai erhebliche Heuschreckenschäden an Feldfrüchten und Weideland auftreten und bis zu 1,8 Millionen Menschen in der Region zusätzlich in eine Notsituation geraten. Die möglichen nega- tiven Auswirkungen von Corona waren in dieser Schätzung noch nicht einkalkuliert. Die Johanniter-Auslandshilfe sucht deshalb seit März den Spagat zwischen Maßnahmen zum Schutz von Gemeinden und Mitarbei- tenden vor dem Virus und dem Aufrechter- halten von Hilfsmaßnahmen gegen andere Krisen. Denn diese sind mit der Pandemie nicht verschwunden und stellen viele Länder mit geschwächten Gesundheitssystemen vor enorme Herausforderungen. Tommy Ramm Die Sorghum- Ernte ist dieses Jahr ausgefallen. Die Heuschre- ckenschwärme haben von dem Getreide nichts übrig gelassen. 15 In Aktion

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