johanniter 2/2020

Trotz erster Erfolge bei der Ein- dämmung des Corona-Virus stellen sich viele die Frage: Was sollen und müssen Ersthelfer nach einem Un- fall künftig noch tun? Und welche Möglichkeiten gibt es für einen besseren Eigenschutz? „Grundsätzlich gilt natürlich, dass auch in Zei- ten von Corona Erste Hilfe geleistet werden muss“, erklärt Jörg Oberfeld, Bundesarzt der Johanniter-Unfall-Hilfe, die rechtliche Grund- lage, die auch im Strafgesetzbuch verankert ist. Angesichts der aktuellen Situation durch die Pandemie ist aber eine der ebenfalls gesetz- lich festgeschriebenen Einschränkungen be- sonders interessant: Zumutbar sei diese Hilfe dann, wenn sie keine erhebliche Gefahr für den Helfer darstelle. Wie bereits während der akuten Phase der Corona-Pandemie gilt es auch jetzt, stets auf den Eigenschutz zu achten: Ersthelfer sollten zuerst die Unfallstelle absichern und sich Gummihandschuhe anziehen, die zur Stan- dard-Ausstattung in jedem Erste-Hilfe-Kasten gehören. Im Zweifel auf Beatmung verzichten Besonders groß sind die Bedenken dieser Tage, wenn Schwerverletzte über eine Herz- druckmassage samt Beatmung wiederbelebt werden müssen. Für diese Fälle hat der Deut- sche Rat für Wiederbelebung seine Leitlinien auf die aktuelle Situation angepasst, um Hilfe leistenden Laien und medizinischem Fach- personal einen maximalen Schutz zu gewäh- ren: „Im Rahmen des Eigenschutzes kann jetzt auf die Beatmung verzichtet werden“, erläu- tert der Bundesarzt der Johanniter die neuen Regeln. Gemäß des Leitschemas „Prüfen – Rufen – Drücken“ kann nun bei bewusstlosen Unfall­ opfern auch die große Nähe erfordernde Atemkontrolle entfallen und lediglich nach Atembewegungen des Brustkorbs geschaut werden. Fehlen diese, ist der Rettungsdienst durch einen Notruf zu alarmieren, um dann umgehend mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Zur eigenen Sicherheit ist es mög- lich, das Gesicht des Verunfallten mit einem Erste-Hilfe-Tipps Angestaubtes Wissen lässt sich auch online auffrischen: Mit praktischen Erklärvideos und einfach verständlichen Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema haben die Johanniter die wichtigsten Grundlagen der Ersten Hilfe gesammelt: www.johanniter.de/eh-online Tuch oder Kleidungsstück lose zu bedecken. Auch das verringert die Wahrscheinlichkeit einer Tröpfcheninfektion. Sonderfall Kinder und Familie Weil Ersthelfer statistisch gesehen jedoch sel- tener gänzlich fremden Personen zur Hilfe kommen müssen und die Hilfe innerhalb der Hausgemeinschaft oder der eigenen Familie wahrscheinlicher ist, hat der Deutsche Rat für Wiederbelebung hier einen Erwägungsspiel- raum eingeräumt. „Situationsbezogen sollte hier eine Atemspende erfolgen, da diese in der Ersten Hilfe gerade bei Kindern eine be- sondere Rolle spielt“, so Bundesarzt Oberfeld. „Auch in diesen schwierigen Zeiten darf Erste Hilfe nicht untergehen“, sagt Oberfeld und lädt zu einem Gedankenspiel ein. „Dre- hen Sie die Frage einfach rum: Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie in einer Notlage wären? Die Antwort ist klar – und Erste Hilfe ist immer auch ein Zeichen der Solidarität.“ Bis der Rettungs- dienst eintrifft, sollten Laien in der Ersten Hilfe auch künftig aktiv werden. Fotos: Adobe Stock, Stefan Simonsen johanniter 2/2020 19 Fürs Leben

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