johanniter 2/2020

Porträt Helferhaushalt mit Spürnasen Bei der Familie Goltdammer gilt: Wie die Mutter so die Tochter. Auch wenn Letztere gerade mal neun Jahre alt ist. Beide sind als Hundeführerinnen in der Rettungs­ staffel Jena aktiv. ´Es geht wieder in den Wald – dem Corona-Virus zum Trotz lassen sich Gritta Goltdammer und ihre Toch- ter Laura den täglichen Spaziergang nicht nehmen. Mit dabei „auf der großen Runde“ sind Nele und Mahi, ihre zwei Jagdhündinnen der Rasse Louisiana Catahoula Leopard. „Diese ist sehr selbstständig – was gut für die Arbeit als Rettungshund ist“, erklärt Gritta Goltdammer. „Allerdings muss man ihnen auch immer wieder klar­ machen: In der Rettungsstaffel ist Teamarbeit angesagt.“ Seit 2003 ist Gritta Goltdammer bei den Johannitern und hilft mit ihren beiden Rettungshunden bei der Ver- misstensuche im Raum Jena. Gerufen wird die Ret- tungsstaffel von der örtlichen Polizei immer dann, wenn ein großes Wald- oder Wiesengebiet abgesucht werden muss. Das ist für Tier und Mensch gleichermaßen an- strengend und endet oft nicht glücklich. „Tatsächlich sind Lebendfunde eher selten“, sagt Gritta Goltdammer. Auch das ist einer der Gründe, warum ihre neunjährige Tochter bei den Einsätzen erst teilnehmen darf, wenn sie 18 ist. Seit dem dritten Lebensjahr immer dabei Doch Laura hält das nicht davon ab, den Karriereweg als ehrenamtliche Rettungshundeführerin zu verfol- gen. „Seit ihrem dritten Lebensjahr ist sie mit mir beim Training dabei und liebt es, mit den Hunden draußen zu sein“, so Gritta Goltdammer. Ob bei der Ausbildung zur Sanitätshelferin, Ersten Hilfe am Hund, Karten- und Wetterkunde oder den Orientierungstrainings – Laura übt fleißig Dienstagnachmittag und den ganzen Samstag. „Es macht mir Riesenspaß, mit Mahi zu arbeiten. Und ich kann Menschen helfen, das ist toll“, sagt sie. Wichtig sei, dass der Hund auf ihre Kommandos reagiert. „Wenn ich rufe, muss Mahi kommen, egal ob sie gerade einen Foto: privat Hasen wittert oder sonst wie abgelenkt ist“, so Laura. Ihre Mutter nennt die beiden ein tolles Team. „Das sind zwei Kasperköpfe, aber sie verstehen sich oft ganz ohne Worte.“ Dieses Einfühlungsvermögen für den Hund hat Laura ganz spielerisch entwickelt. Und Mahi, die zehnjährige Jagdhündin, hat sich auf das Kind eingelassen. Wie diese Hund-Mensch-Kommunikation funktioniert, lässt sich gut am Alltag der vier verstehen. „Wir haben verschie- dene Kommandos zu Hause und im Training“, so Laura. Denn ein „Gammel-Kommando“ zu Hause, das einen Hund anweist, sich zu setzen, ist weniger streng als im Einsatz. „Da muss der Hund genau das machen, was wir ihm sagen, und auch erst aufstehen, wenn wir das sagen.“ Alltag in schwierigen Zeiten Doch dieser Alltag ist auch bei den Goltdammers durch das Corona-Virus ziemlich durcheinandergewirbelt. „Die eigentlichen Trainings sind erst einmal abgesagt und auch die Prüfungen finden nicht statt“, erklärt Gritta Goltdammer. Die Einsätze sind seltener geworden, weil die Behörden versuchen, groß angelegte Suchaktionen mit vielen Beteiligten so weit wie möglich zu vermeiden. So besucht Laura von zu Hause aus die Schule und ihre Mutter betreut als Rechtsanwältin ihre Klienten hauptsächlich am heimischen Schreibtisch. Ein Glück, dass die Goltdammers am Rande Jenas und nur drei Minuten vom Wald entfernt wohnen. Und so ist die täg- liche große Runde dieser Tage für alle vier gleichzeitig eine kleine Trainingseinheit und ein Versprechen – für eine Zeit, in der ihr Engagement endlich wieder gefragt ist. Peter Altmann 23 Unter Freunden johanniter 2/2020

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