Johanniter September/20

Johanniter / September 2020 / In Aktion 6 Nach der Schule ab ins Studium oder in eine Lehre? Die Corona-Pandemie hat die Zukunfts - planung vieler Abgänger ordentlich durch­ einandergebracht. Die Freiwilligendienste der Johanniter bieten da Halt. Statt eine Gruppe wuseliger Fünf- und Sechsjähriger in den Grundlagen der Ersten Hilfe zu unterrichten, steht Lea Kriese vor der Kamera in Michael Leiten - bergers Foto-Atelier in der Südstadt Hannovers. Seit August vergangenen Jahres ist die heute 19-Jährige eine von knapp 1.700 im Rahmen eines Freiwilliges Sozialen Jahres (FSJ) oder Bundesfreiwilligendiens - tes (BFD) bei den Johannitern in Ronnenberg. Und weil ihre Erste-Hilfe-Kurse für die Jüngsten in Kitas und die etwas älteren Schulsanitäter an weiterfüh - renden Schulen seit Mitte März nicht mehr statt- finden können, hat sie sich auf digitalen Unterricht verlegt: „Wir machen aus der Not heraus Drei-­ Minuten-Videos, damit die Schüler ihre AGs noch angerechnet kriegen und so den Schulsanitäter- Abschluss noch machen können”, erzählt Kriese, die in Kürze mit ihrer Ausbildung zur Medienkauffrau beginnt und dafür während ihrer FSJ-Zeit wichti - ge Anstöße bekommen hat. „Persönlich hat mich das ziemlich weitergebracht. In der Zeit bin ich viel selbstbewusster geworden und habe gelernt, mit Stresssituationen umzugehen.” Außerdem hatte sie Lust, mal ein Jahr etwas Soziales zu machen: „Man tut etwas Gutes für die Menschheit.” Viele von Leas Freunden hätten dagegen direkt angefangen zu studieren oder ein Auslandsjahr begonnen. Dinge, die aktuell auf wackeligen Beinen stehen oder gänzlich unmöglich geworden sind – wie etwa Weltreisen –, wurden deshalb erst mal auf Eis gelegt. Und auch die sonst so beliebten Au-Pair-Jobs in Ländern wie Australien, Kanada oder den USA sind durch Einreisebeschränkungen derzeit nicht machbar. Nach der Verschiebung der Abiturprüfungen wurde auch der Start des Winter - semesters auf den 1. November gesetzt. Prächti - ge Zeiten, sollte man meinen, für so eine flexible Überbrückungsmöglichkeit wie das FSJ oder den 2011 neu geschaffenen Bundesfreiwilligendienst, der bestehende Möglichkeiten ehrenamtlichen En - gagements für junge Menschen ergänzt und auch für ältere Interessierte jenseits der 27 geöffnet hat. Doch stattdessen sind in vielen Verbänden für Frei - willige vorgesehene Plätze noch unbesetzt. Und dann noch dieses Corona / Dass es dieses Jahr besonders für die Johanniter in Niedersachsen hake - lig würde, war schon lange klar: Durch die Rückkehr des Bundeslandes zum Abitur nach 13 Jahren gibt es dort 2020 keine Abiturienten – sonst die Haupt - zielgruppe für das Angebot. „Dadurch fehlt uns ein Großteil der Bewerber”, sagt Stefan Greiber, Fach­ bereichsleiter Kommunikation im Regionalverband Weser-Ems, über die Situation. Die Corona-Pandemie tat ihr Übriges: Schulen wurden geschlossen, Info-­ Tage fielen aus, und auch Jugendmessen, bei denen sonst geworben wurde, fanden nicht statt. Noch Anfang Juli war er in seinem Verband händeringend auf der Suche nach Freiwilligen, weil viele Aufga - benbereiche der Freiwilligen über das normale Angebot der Johanniter hinausgehen. Sonst hatte er meist schon im Frühjahr genügend Bewerbungen auf dem Tisch. „Bleiben die Stellen unbesetzt, müssen wir diese Angebote einschränken”, so Greiber. Fotos: Marcel Schwarzenberger Helfen ist kinderleicht. Lea Kriese durfte das während ihres Frei - willigen Sozialen Jahres bei den Johannitern in Kitas zeigen.

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