Johanniter Dezember/20
Johanniter / Dezember 2020 / In Aktion 6 von der großen Nachfrage im Haus über- rascht, weil ein vorheriger Testlauf mit Handys nicht so gut ankam. Die Bildschir- me waren einfach zu klein. „Mit dem Tablet war das was ganz anderes“, so Hadick. So lieferte der Spender ein weiteres Gerät. Und damit in jedem Wohnbereich eines zur Verfügung steht, wurden drei zusätzliche Tablets angeschafft. Kontakt halten / „Die Gespräche zwischen unseren 102 Bewohnern und ihren Ange- hörigen sind eher kurz – aber die Freude, die Kinder und Enkel einfach mal wieder- zusehen, war dafür immer sehr groß“, sagt Julia Thelen, die im sozialen Dienst des Johanniter-Stifts Erkelenz arbeitet. Auch die Seniorin Agnes Peters erinnert sich an die ersten Male mit Freude. Bei ihr und den anderen 102 Bewohnern wurde Julia Thelen nun täglich zur „Halterin“ des Tab- lets, sie half den Bewohnerinnen und Bewohnern bei der Kontaktaufnahme, erlebte bewegende Momente. „Es ist eben doch was anderes, wenn man die Mimik seines Gegenübers sehen kann. Manche unserer Bewohner hören schlecht – ihnen hilft es, von den Lippen lesen zu können“, so Julia Thelen. Auch nach den Lockerungen der Besuchs- verbote sind die Geräte in Erkelenz noch weiterhin rege im Einsatz – nicht nur bei Agnes Peters. „Die Angehörigen einer Be- wohnerin leben am Bodensee. Die Enkel haben der Oma sogar einen Tablet-Ständer gebaut. Online halten sie jetzt weiterhin den Kontakt“, erklärt Astrid Hadick. In- zwischen nutzen nun sogar die Mitarbeiter die Geräte gemeinsam mit den Bewohne- rinnen und Bewohnern. Der Soziale Dienst bietet dank spezieller Apps Übungen zum Gedächtnistraining an, und dann ist da noch ein Generationen verbindendes Ele- ment: „Die Senioren fragen sich ja schon, warum die junge Generation so viel auf Bildschirme starrt. Jetzt sehen sie diese digitale Welt anders und verstehen den Nutzen“, so Julia Thelen. Endlich Schule / Wie die Corona-Krise eine prekäre Situation zum Besseren ge- wendet hat, zeigt sich am Beispiel der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Kassel-Niederzwehren. Dort unterrichten die Johanniter Kinder und sorgen mit Ehrenamtlichen neuerdings für eine Schul- begleitung. Denn für Kinder und Jugendliche in einem laufenden Asylverfahren griff die gesetz- liche Schulpflicht in Hessen bislang nicht automatisch. Erst in ihrer Zweitunterkunft mussten sie eine Regelschule besuchen. Damit sie in der Zwischenzeit überhaupt etwas lernen, etablierten die Johanniter in Zusammenarbeit mit der Uni Kassel ein Pilotprojekt: die „Quasi-Schule“ mit Klas- senraum, Lehrerzimmer und normalem Unterrichtsmaterial. „Wir wollen den Kin- „ Wir wollen den Kindern Bildung ermöglichen und unterrichten deshalb hier in unserer Ein richtung. “ Agnes Peters hat jetzt Routine im Umgang mit dem Tablet. Foto: Peter Altmann
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