Johanniter Dezember/20

Johanniter / Dezember 2020 / In Aktion 7 dern Bildung ermöglichen und unterrich- ten sie deshalb hier in unserer Einrichtung mithilfe unserer Pädagogen im Team und mit ehrenamtlich aktiven anderen Geflüch - teten“, erklärt Henrik Ernst, Fachbereichs- leitung Flüchtlingshilfe und Integration des Regionalverbandes Kurhessen. Als die Quasi-Schule durch die coronabedingten Schließungen nur noch eingeschränkt mög- lich war, organisierten die Johanniter eine Ferienakademie mit Deutschkursen, Mathe und vielen Sachthemen, die sich an der Lebenswirklichkeit der Kinder orientieren. Das Angebot wurde mit viel Begeisterung aufgenommen – und hat gleichzeitig eine Grundlage gelegt für die seit Schuljahres- beginn geltende Schulpflicht für Kinder von Geflüchteten in sogenannten Intensivklas - sen. Während der Zeit der Ferienakademie fiel Henrik Ernst ein Missstand auf, der durch die neue Regelung nicht behoben ist: „Noch immer fallen Kinder durch das Raster.“ Nämlich Kinder mit Behinderun- gen, so wie die siebenjährige Fatima und ihr neun Jahre alter Bruder Abdulmusawer. „Beide Kinder sind mit dem Downsyndrom geboren. Für sie gibt es bisher leider keine Regelung“, so Henrik Ernst. In der Quasi-­ Schule der Erstaufnahmeeinrichtung wird das Geschwisterpaar aus Afghanistan von Arghavan Pourdehim unterrichtet und be- treut – die 31-jährige Chemie-Ingenieurin aus Teheran ist selbst Bewohnerin in Kas- sel-Niederzwehren. Der Besuch der beiden Kinder in einer Intensivklasse der Regel- schule würde alle Beteiligten überfordern. Die Lösung dieses Problems sieht Hendrik Ernst in der Betreuung der Kinder mit Be- hinderungen durch einen Johanniter. So wie schon jetzt Sarah Nawaya als Schul- begleiterin einer Geflüchteten mit einer geistigen Behinderung täglich den Besuch der Offenen Schule Waldau ermöglicht. „Ob Gymnasiasten oder Realschüler – bei uns bleiben alle Schulformen in einer Klas- se. Außerdem haben wir von der 5. bis zur 10. Klasse in der Regel zwei Lehrende, die sich gemeinsam intensiv um die Belange des Klasse kümmern“, erklärt Schullei- ter Manuel Coote das besondere Konzept seiner Einrichtung. In den Intensivklassen werden die neu ankommenden Schülerin- nen und Schüler zwei Jahre lang in Deutsch fit gemacht. Dann wird versucht, sie in die regulären Klassen zu integrieren. Mit der Begleitung durch Sarah und der aktiven Kooperation mit den Johannitern betritt die Schule nun Neuland. „Jetzt hoffen wir, auch für Fatima und Ab- dulmusawer eine solche Begleitung orga- nisieren zu können“, sagt Henrik Ernst und ist optimistisch, dass dieses Pilotprojekt die Corona-Zeiten überdauert und zu einem festen Bestandteil der Johanniter-Integra- tionsarbeit wird. Kältehilfe, das ganze Jahr / Eigent- lich hat die Notunterkunft der Johanniter für Menschen ohne Obdach in der ehe- maligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg über den Sommer zu. Sarah Nawaya ist jetzt ehrenamtliche Schulbegleiterin und er- möglicht anderen die Chance auf Bildung. Foto: Nikolaus Brade

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