Johanniter Dezember/20

Johanniter / Dezember 2020 / In Aktion 8 Täglich eine war- me Mahlzeit – zu- bereitet aus dem, was auch immer an Lebensmittel­ spenden einging. Die Ehren- amtlichen der „Kiezmahlzeit“ waren im Sommer eine verlässliche Anlaufstelle. Aktuelle Hilfsangebote und Corona-Basis-Infos in 16 Sprachen gibt es im Internet unter: www.johanniter.de/corona Foto: Nikolaus Brade Aber was ist noch wie sonst in diesem Jahr? „Wir wollten mit denen, die sonst im Winter in die Notunterkunft zum Schlafen kommen, auch während der Pandemie in Kontakt bleiben“, sagt Dietrich Heuer, Freiwilliger und Leiter der Notunterkunft. „Wenn wir schon im Sommer keinen Schlafplatz bieten können, dann sollten unsere Stammgäste wenigstens ein regel- mäßiges Essen bekommen und einen An- laufpunkt haben.“ Geboren war die Idee des Freiwilligenprojektes „Kiezmahlzeit“. Täg- lich geöffnet von 18 bis 20 Uhr gab es dort während der Sommermonate eine warme Mahlzeit, Getränke und einen Moment der Ruhe für bis zu 80 Menschen in Not. Viele helfen mit / Dafür brauchte es Frei- willige, ein coronataugliches Konzept und Unterstützung für die Mahlzeiten. Die kam unter anderem von einem Anbieter für Schulessen, der die Idee der Johanniter mit Essensspenden förderte. Ein Kiezladen ergänzte das mit frischem Salat oder Ge- müse, eine Bäckerei war auch dabei. Was dann noch fehlte, finanzierte der Regional - verband Berlin mit Spendenmitteln und steuerte noch Hygieneartikel und Desinfek- tionsmittel bei. Schließlich funktioniert es auch nur, wenn niemand gefährdet und das Hygienekonzept von allen eingehalten wird. Das Gesundheitsamt stimmte wohl- wollend zu, „hat aber auch ein strenges Auge darauf“, so Dietrich Heuer. Das sei sowohl im Sinne der Gäste, um deren oftmals einzigen geschützten Raum erhalten zu können, als auch der Freiwilli- gen, die jeden Abend mithelfen, das Essen vorbereiten und ausgeben, die Räume sauber halten und auch mal ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Gäste haben. Für manche von ihnen ist die „Kiezmahl- zeit“ ein Ankerpunkt. Einer ist Lucas André aus Brasilien. Hier im Sommer ein Essen und im Winter eine Rückzugsmöglich- keit für die Nacht zu bekommen, sei für ihn eine große Hilfe: „Ein Schlafplatz, ein warmes Essen und eine warme Dusche – das ist die Basis für Menschlichkeit.“ Und so bunt gemischt wie die Bedürftigen sind auch die Freiwilligen: Dass sie arabisch oder türkisch, französisch oder eine der vielen slawischen Sprachen sprechen, hilft dabei. Manche von ihnen leben selbst erst kurze Zeit in Deutschland. Anfang November wurde für die Saison in der kalten Jahreshälfte aus der „Kiezmahl- zeit“ der Johanniter wieder die Notunter- kunft mit Schlafplatz. Dass es statt der früher verfügbaren 120 Betten derzeit nur noch 76 Schlafplätze gibt, ist der Pandemie geschuldet: Es braucht einfach mehr Ab- stand, um niemanden zu gefährden. Den- noch ist es den Johannitern wichtig, „dass unseren Stammgästen nichts weiter weg- bricht, denn aktuell ist ihnen ohnehin schon einiges weggebrochen“, so Dietrich Heuer. Dass der Bedarf viel höher ist, wissen alle. „Aber es ist unser fester Wille und der Glaube daran, wenigstens einigen helfen zu können.“ / Peter Altmann, Ina Krauß

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