Johanniter März/21

Johanniter / März 2021 / In Aktion 6 Komplex und weit verbreitet / „Hinzu kommt das, was wir Obsoleszenz nennen“, erklärt Frieder Lang das Gefühl, aus der Zeit gefallen zu sein. Man verstehe diese Welt und die Dinge um sich herum nicht mehr so richtig. Könne zum Beispiel mit der technischen Entwicklung nicht mehr mithalten und fühle sich fremd. „Auch daraus ergibt sich ein Verlust an sozialer Teilhabe.“ Diesem Phänomen widmen sich die Johanniter schon seit Langem: „Schon 2019 haben wir das als Schwerpunkt-­ Thema erkannt und die Johanniter haben Aktivitäten wie Besuchs- und Einkaufs - dienste sowie ehrenamtliche Haushaltshilfe verstärkt“, erklärt Fritz Penserot, Bereichs - leiter Fundraising im Landesverband Nord der Johanniter. Doch gerade jetzt, wo noch mehr Menschen von Einsamkeit be - droht sind, zeigt sich, wie komplex, weit - verbreitet und gefährlich das Thema für unsere Gesellschaft ist. Körperlicher Kontakt ist wichtig / Denn übermäßiges und vor allem erzwungenes Alleinsein hat Konsequenzen für die Ge - sundheit der Betroffenen. „Studien haben gezeigt, dass durch Einsamkeit ausgelöster Stress sowie psychische Effekte die körper - liche und geistige Gesundheit von Men - schen bedrohen“, erklärt Dr. Karsten Chris - toph Lindenstromberg mit Verweis auf eine Studie der McGill-Universität in Montreal. Gefühle der Einsamkeit gingen sogar mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer einher. Der Psychotherapeut und medizinische Be - rater der Johanniter-Auslandshilfe verweist auch auf die Erkenntnisse der Säuglings - forschung: „Fehlt der körperliche Kontakt mit anderen Menschen, sind Entwicklungs - störungen, Angststörungen und Verhal - tensauffälligkeiten die Folge.“ Einsamkeit könne eine ganze Palette depressiver Symptome hervorrufen – von Appetitlosig - keit über Schmerzen, ständige Müdigkeit, Energiemangel bis hin zu Schlafstörungen und Perspektivlosigkeit. „Aus dieser Spirale kommen Betroffene nur selten allein raus. Hier brauchen sie Hilfe“, so Lindenstrom - berg. Hilfe ist nötig / Doch einem an Einsam - keit Leidenden Hilfe anzubieten, ist gar nicht so einfach. Viele sind gar nicht in der Lage, ihr Problem zu erkennen und zu formulieren. Oder schämen sich, es an - zusprechen. Eine Erfahrung, die Monika Klau-Fischer, Koordinatorin des ehrenamt - lichen Besuchsdienstes der Johanniter im RV Münsterland/Soest, bestätigt: „Viele tun sich schwer, das zuzugeben. Meistens bekommen wir von Angehörigen oder den Pflegediensten Hinweise auf Menschen, die hier Hilfe benötigen.“ „Über die Treffen entstehen auch immer wieder mal Freundschaften.“ Monika Klau-Fischer, Koordinatorin Besuchsdienste Wenn der körperliche Kontakt mit anderen Menschen fehlt, leidet auch die Seele.

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