Johanniter Dezember/21

Nicole Wörner ist eine von mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland, die daheim einen Familienangehörigen pflegen. Der Johanniter-Pflegecoach hat ihr dabei geholfen. Hilfe bei der Körperpflege, beim An- und Ausziehen, beim Essen, der Wäsche – und viel Zuspruch. Das ist es, worauf Nicole Wörners Mutter Brigitte seit knapp einem Jahr angewiesen ist. Nach einer Operation an der Hüfte war es zu Komplikationen gekommen: eine Blutvergiftung, die Wie - derholung der Operation, eine Lungen - embolie. Dazu die Verschärfung der Lage durch die Corona-Pandemie. Zwei Tage vor Weihnachten war es dann endlich so weit: Die Entlassung der Mutter stand an. Wenn Nicole Wörner von dieser Zeit spricht, hört man das Bangen noch mit - schwingen. „Plötzlich musste alles sehr schnell gehen. In kürzester Zeit haben wir das Notwen­ dige wie Pflegedienst, Pflegebett, Rollstuhl organisiert.“ Weil Nicole Wörner mit dem ambulanten Pflegedienst nicht wirklich zufrieden war, stand schnell der Entschluss fest, selbst aktiv zu werden. „Ich habe mir gesagt: Was der Dienst macht, das kann ich besser, intensiver.“ Wertvolle Tipps / Von einer Arbeits - kollegin erhielt sie da den Tipp, sich den Johanniter-Pflegecoach anzusehen. Auf der gleichnamigen Online-Plattform gibt es fünf verschiedene Pflegekurse rund um die häusliche Pflege, die orts- und zeitun - abhängig online besucht werden können. „Der Grundlagenkurs war sehr hilfreich für mich. Da geht es nicht nur um konkrete Hilfestellung bei der Pflege, sondern auch um Themen rund um die Pflegeversiche - rung und Tipps zum Gespräch mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen“, erzählt Nicole Wörner. „Ich empfehle, den Grundlagenkurs schon möglichst frühzeitig zu machen – vielleicht sogar, bevor ein Pflegebedarf besteht, da sich viele Fragen im Vorfeld ergeben.“ So enthält der Kurs auch wertvolle organisa- torische Hinweise zur Antragstellung. Weitere Informationen Mit seinen Online-Kursen bietet der kostenfreie Johanniter-Pflegecoach ein umfassendes Kursangebot für Menschen, die ein Familienmitglied pflegen oder sich auf diese Aufgabe vorbereiten möchten. Fünf Module wie „Grundlagen häuslicher Pflege“ oder „Alzheimer und Demenz“ bieten konkrete Hilfe und praktische Tipps, wie es gelingen kann, diese Aufgabe zu meistern. www.johanniter-pflegecoach.de Foto: Karl Wiedenhofer Nach eigenem Zeitplan / Auch wenn Nicole Wörner schon manches hinter sich hatte, was sie in dem Kurs lernte, fühlte sie sich durch die Online-Lektionen abge- holt und in dem bestätigt, was sie tut. „Es ist total praktisch, dass man ganz spontan nach den Infos suchen kann, die man gerade braucht, wenn man eben einen Moment Zeit hat“, erzählt sie. Ihr pflegerisches Engagement verlangt ihr im Alltag einiges an Organisation ab, auch wenn Nicole Wörner ihre Elternzeit um ein Jahr verlängern konnte. Hat sie doch selbst Familie: einen fast erwachsenen Sohn sowie ein Kleinkind von zwei Jahren. Über - fordernde Situationen können in so einer Lage an die Substanz gehen – besonders dann, wenn sie sich häufen. Das weiß Nicole Wörner und steuert gezielt dage­ gen: mit klar definierten Auszeiten, in denen den eigenen Akku wieder aufladen kann, und Beschäftigungen, die Spaß machen. „Ich verbringe möglichst viel Zeit in der Natur, im Garten und mit meiner Familie“, erzählt Wörner. Sogar diesen Aspekt der Pflege beleuchtet der Pflegecoach in dem Modul „Selbst - fürsorge durch Achtsamkeit“. Und auch wenn ihr die Situation viel Energie abver- langt, kann Nicole Wörner ihrer Aufgabe als pflegende Tochter auch etwas Positives abgewinnen – denn es kommt auch etwas zurück: „Diese Wertschätzung, die man gerade von seinen Eltern bekommt, tut gut. Wenn es wirklich hart auf hart kommt, sind wir alle füreinander da. Diese Nähe ist einfach noch mehr geworden.“ Johanniter / Dezember 2021 / Fürs Leben 19

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