Johanniter Dezember/21
Foto: Johanniter Ein Donnerstag im vergangenen Juli: Kim Fleck ist gerade auf der Fahrt von einem Zahnarzttermin zurück an den Bodensee, als ihn ein dringender An - ruf erreicht: An der Ahr wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Ob er als Freiwilliger aus dem Regional - verband Oberschwaben/Bodensee der Johanniter für einen Hilfseinsatz vor Ort bereit wäre? Für den 52-Jährigen ist das keine Frage. Keine zehn Minuten später steht fest, wer in seinem Hauptjob als Rettungssanitäter die geplanten Schichten übernehmen wird. Zu Hause packt Kim Fleck eilig das Nötigste für die nächsten Tage, holt die Johanniter-Einsatzkleidung von der Wache und düst mit anderen Freiwilligen zur 260 Kilometer entfernten Sammelstelle in Bruchsal. Denn die Zeit läuft und schon am nächsten Morgen beginnt der Einsatz im Katastrophengebiet um Ahrweiler: Ein Krankenhaus muss evakuiert und 21 Patienten aus der Gefäßchirurgie müssen verlegt werden. Für ein Gefühl der Sicherheit / Alles muss zügig gehen. Aber mit Umsicht und entsprechend den Regeln. Unter den Hilfebedürftigen ist eine 94-jähri - ge Frau, vier Tage zuvor frisch operiert, die in ihrem langen Leben schon Hunger, Krieg und Wiederauf - bau, Wirtschaftskrisen und zuletzt Corona erlebt hat. „Das lässt einen nicht kalt, zumal sie fragte, welche Katastrophen sie noch überleben soll.“ In der kurzen Zeitspanne, die er mit einer Person jeweils zu tun hatte, wurde ihm klar, was diese Katastrophe mit den Menschen macht und wie wichtig Zuhören ist: „Wir können ihnen in dieser für sie unüberschau - baren Situation für einen kurzen Moment ein Gefühl der Sicherheit geben.“ Das war so eine Situation, in der Kim Fleck all das, was er als Zugführer mit seinen Kolleginnen und Kollegen immer wieder geübt hat, auch anwenden konnte. Und Fleck weiß, dass das nur zusammen geht: „Retten ist Teamarbeit. Niemand kann das alleine. Erst alle zusammen funktionieren wie ein Uhrwerk.“ Privat ein Grill-Meister / Teamworker ist Kim Fleck selbst in seiner Freizeit. Das wissen insbesondere seine fünf Grillfreunde. Auch sie funktionieren wie ein Uhrwerk, wenn es beim Grillen darauf ankommt. Jeder weiß, was zu tun ist, und hat seine Aufgabe. 2015 haben sie im schwedischen Göteborg sogar die offizielle Weltmeisterschaft im Grillen gewonnen. „Wir hatten aus Spaß an den Deutschen Meister - schaften teilgenommen – und gewonnen. Und waren damit für die Europameisterschaften 2014 in Polen qualifiziert. Als Europameister wollten wir dann bei der WM wenigstens unter die ersten zehn kommen.“ Ziel sozusagen übertroffen: Weltmeister! Seine Liebe fürs Grillen hatte Fleck vor Jahren entwi- ckelt, als er noch im Verkauf von Haushaltsprodukten beschäftigt war: „Damit ich auch mitreden kann, wenn ein Grill verkauft wird.“ Heute bietet er seine Dienste immer noch gelegentlich an und lässt sich für gehobenes Barbecue bei Hochzeiten buchen. Dann allerdings geht er wirklich nicht ans Telefon. An solchen Tagen sind dann andere Freiwillige der Johanniter im Einsatz. Mehr als 20 Jahre engagiert sich Kim Fleck inzwischen bei den Johannitern ehren amtlich. Was ihn immer wieder motiviert, ist das Gefühl, nach so einem Einsatz sagen zu können: „Ich habe jemandem geholfen, vielleicht sogar ein Leben gerettet. Was gibt es Sinnvolleres?“ / Ina Krauß Porträt Teamwork – auch am Grill. Wie Kim Fleck müssen im Katas trophenschutz Engagierte spontan einspringen können. Vor brenzligen Situationen schreckt der Ober- schwabe aber auch privat nicht zurück. Johanniter / Dezember 2021 / Unter Freunden 21
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