Johanniter April/22

Johanniter / April 2022 / In Aktion 10 Persönlich eingerichtet ist das eigene Zimmer für Daniela ein sicherer Rück- zugsort geworden. Mehr Hilfe für Obdachlose In weiteren Projekten engagieren sich die Johanniter für die Hilfe für Menschen ohne festen Wohnsitz: Bereits seit 25 Jahren betreiben die Johanniter in Hannover die „Unterkunft für drogenabhän­ gige Obdachlose“ (U.D.O.). In 38 Doppelzimmern gibt es dort eine Wohnmöglichkeit – und eine Perspektive für besseres Leben mit der Sucht. Tel. 0511 6138 327 In Aachen, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hanno- ver, Köln und Oldenburg sind die Johanniter in den Wintermonaten in der Kältehilfe aktiv. Über die Sommermonate bieten sie in Berlin mit der Kiezmahlzeit ein zusätzliches Projekt. www.johanniter.de/kaeltehilfe-berlin Mutter. Eigentlich war sie damit auf einem guten Weg, machte eine Ausbildung und arbeitete in einem Altenheim. Dann der Anruf ihrer leiblichen Mutter: Sie werde gebraucht, konnte nicht Nein sagen, ver- lässt ihren Job, zieht zu der kranken Frau und hilft. Raus aus der Endlosschleife / „Doch dann fing der Psychoterror von vorne an und Anfang 2021 hat meine Mutter mich aus der Wohnung werfen lassen“, erinnert sich Chantal. Sie versucht das Leben auf der Straße, ist ständig unterwegs. „Man findet keine Ruhe, es ist wie in einer Endlos- schleife und es fühlt sich an, als bewegt man sich auf der Stelle“, sagt sie. Doch auch für sie ist klar: lieber auf der Straße als den Hund weggeben. Denn mit dem Tier komme auch ein gewisses Maß an Verantwortung:„Selbst an den schlimmen Tagen musst du dich um den Hund küm- mern.“ Auch wenn mal drei Tage kein Geld aufzutreiben ist. Hauptsache, der Hund hat sein Fressen. Ein Tipp vom Jobcenter macht sie auf die Johanniter aufmerksam. Seither lebt sie im „QuarTier“ und hat dort Freunde gefunden. Man geht zusammen mit den Hunden spa- zieren, zum Tierarzt und auf Wohnungs- suche. Eigentlich hätte Chantal schon in eine eigene Wohnung ziehen können – der Mietvertrag lag schon auf dem Tisch. „Doch da habe ich gemerkt: Ich bin noch nicht bereit dazu. Ich schaffe es noch nicht allein.“ „Wir machen unseren Bewohnern da keinen Druck – es gibt keine Begrenzung für ihren Aufenthalt“, sagt Martina Hilden. Stattdessen trägt sie mit einer stets offenen Tür und Zeit für ein Gespräch im Rückzugsort der Johanniter dazu bei, dass ihre Gäste wieder auf die Füße kommen und einen Rhythmus in ihrem Leben finden. „Sie sollen bleiben, bis sie den Weg nach draußen schaffen. Bei uns bekommen alle eine Chance.“ Nach den kalten Tagen und ohne die Angst, wohin es sie die nächste Nacht verschlägt, hoffen Chantal, Daniela und Frank auf einen Neuanfang in diesem Frühjahr. Pläne dafür haben sie schon. Sei es ein Job im Krankentransport, ein geplanter Entzug oder eine Beschäftigung im sozialen Bereich: Die Hilfe, die sie im „QuarTier“ erfahren, färbt ab. / Peter Alt- mann Foto: Nikolaus Brade

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