Johanniter April/22

Foto: Verena von Baudissin Hier eine Anzeige. Dort ein Bericht. Manchmal häu- fen sich ja die persönlichen Begegnungen mit einem bestimmten Thema. So auch bei der heute 65-jäh- rigen Edda Hadenfeldt, die vor gut zehn Jahren in Zeitungen immer wieder über Artikel zu Sterbe- begleitung und Hospiz stolperte. „Es wirkte fast so, als wolle mir dies etwas sagen“, sagt die frühere Finanzbeamtin, die damals einen Ausgleich zu ihrem Beruf mit der eher „kopflastigen Arbeit“ suchte – und einen solchen in ihrer ehrenamtlichen Mitarbeit als Sterbebegleiterin beim ambulanten Hospizdienst der Johanniter in Elmshorn fand. „Ich habe es als gutes Zeichen gesehen, denn ich hatte eine Aufgabe gesucht, die meine Gefühle anspricht und für die Sensibilität benötigt wird.“ Immer anders / Sie belegte Kurse, bereitete sich intensiv auf ihre Aufgabe vor, absolvierte Praktika und begibt sich seither immer wieder auf eine neue Reise mit unbekanntem Weg, aber vorbestimmtem Ausgang. „Aber jede Sterbebegleitung ist anders“, sagt Edda Hadenfeldt aus Erfahrung. Ihre wichtigs- ten Werkzeuge: da sein und zuhören können. „Ein offenes Ohr dafür zu haben, was dem Menschen in seiner jetzigen Situation guttut und wodurch ich ihn unterstützen könnte.“ Manche der ihr Anvertrauten, die sie ein- bis zwei- mal die Woche besucht, wollen einfach nur, dass sie daneben sitzt oder zuhört. Andere wünschen sich Körperkontakt, dann hilft eine leichte Handmassage oder ein sanftes Streicheln über die Arme. Oder sie Porträt Auf der Suche nach einem Lächeln Das Leben ist endlich. Edda Haden- feldt weiß das. Und sie hat keine Angst davor. Ehrenamtlich spendet sie Trost als Sterbebegleiterin im ambulanten Hospizdienst der Johanniter. liest aus ihrer Sammlung von Kurzgeschichten etwas vor – manchmal auch auf Plattdeutsch. „Humor ist zum Beispiel wichtig“, weiß Edda Hadenfeldt. Am Ende eines Lebens braucht es manchmal auch die Befreiung. So begleitete Hadenfeldt einmal eine Frau, die offensichtlich mit ihrer Familie und der Welt im Clinch stand. „Aber im Sterbeprozess hat sie aufgemacht, wurde sanft und zugänglich“, berichtet sie mit hanseatischem Zungenschlag. Es war „eine tolle Erfahrung“ für die ehrenamtliche Sterbebeglei- terin. „Das macht etwas mit mir, wenn ich sehe, wie ein Lächeln über das Gesicht huscht. Das tut auch mir gut. Die Zeit bei einer sterbenden Person ist ein gegenseitiges Geschenk.“ Für andere – und sich selbst / Selbst während der Pandemie hat Edda Hadenfeldt Menschen begleitet. Die notwendigen Hygienevorschriften machen die Sache nicht einfacher und leider würden die not- wendigen Masken die so wichtige Mimik verdecken. Dennoch wünscht sie sich, dass viele Menschen die- se Erfahrung machen könnten: „Es würde unserer Gesellschaft insgesamt guttun. Es ist eine Auseinan- dersetzung mit sich.“ Jeder, der etwas Lebenserfahrung mitbringt, egal ob Mann oder Frau, sei für diese Aufgabe geeignet. Das Alter spielt keine Rolle. Denn auch junge Men- schen sterben und freuen sich über eine Begleitung im finalen Stadium ihres Lebens. Man merkt Edda Hadenfeldt an, dass ihr das Thema am Herzen liegt und sie ein Botschafter sein möchte. Denn selbst in ihrem Bekanntenkreis erlebe sie es immer wie- der, dass schnell Stille im Raum eintrete, sobald ihr Engagement ins Spiel komme: „Dabei würde das Reden über das Sterben in der Gesellschaft dem Thema die Schwere nehmen.“ / Ina Krauß Johanniter / April 2022 / Unter Freunden 21

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