Johanniter April/22

Johanniter / April 2022 / In Aktion 8 „Genau das war der Grund, warum die Johanniter zusammen mit der Stadt Nürn- berg diese besondere Art der Unterkunft ins Leben gerufen haben: Wohnungslose mit Hund haben die Wahl, ihr Tier aufzu- geben oder auf der Straße zu leben“, sagt Martina Hilden, Projektleiterin von Quar- Tier. „Und raten Sie mal, wofür sie sich dann meist entscheiden.“ Noch bevor sich Frank vor diese Wahl gestellt sah, erhielt er einen Tipp von der Wohnungsvermitt- lung des Sozialamtes: Im „QuarTier“ könne er mit seiner Hexe zusammenbleiben. Anfragen gibt es viele / Als einer der ersten Bewohner bezieht er ein Zimmer in der ehemaligen Unterkunft für Geflüchtete in der Bucher Straße. „Wir haben das Haus mit vielen Helfenden renoviert und die ein- zelnen Zimmer frisch ausgestattet: Tisch, Bett, Schrank und Kühlschrank gehören dazu. Es gibt auf jeder Etage eine Gemein- schaftsküche und Gemeinschaftsbäder.“ Bis zu 23 Obdachlose mit Hund können die Johanniter in dem Haus unterbringen. Und seit der Eröffnung im März 2021 müssen sie sich um die Auslastung keine Sorgen machen. „Es gibt viele, die unsere Hilfe brauchen. Wir bekommen sogar Anfragen aus anderen Städten“, sagt Martina Hilden. Bezahlt wird die 450-Euro-Miete der Bewohner vom Sozialamt, das Personal Chantal (rechts) und ihre Balu haben nicht nur eine Heimat auf Zeit ge- funden, sondern mit der Mitbewohnerin Jenny auch eine Freundin. finanziert das Land Bayern. „Alles andere müssen wir durch Spenden finanzieren – Neuanschaffungen wie Matratzen für neue Bewohner und Tierfutter zum Beispiel.“ Sie ist dankbar für die Spendenfreudigkeit der Nürnberger. Und Frank bedankt sich auf seine Weise: Als inoffizieller Hausmeister packt er überall mit an und hat es sich auch nicht nehmen lassen, zum vergange- nen Weihnachtsfest im Foyer einen fest- lich geschmückten Baum aufzustellen. „Es soll doch ein Zuhause für uns sein, dafür muss man auch was tun“, erklärt er seine Bemühungen. Nicht ohne den besten Freund / Eine andere Geschichte hat Daniela zu erzäh- len:. Sie wohnt seit Anfang Herbst 2021 im „QuarTier“ und hat das hinter sich, was man eine „Drogenkarriere“ nennt. Immer wieder griff sie zu irgendwelchen Substanzen, „hat alle möglichen harten Sachen“ genommen, wie sie selbst sagt. In den hellen Phasen ihres Lebens beendete sie mehrere Ausbildungen, als Hauswirt- schaftlerin, als Modeschneiderin – doch die Sucht zog ihr immer wieder den Boden unter den Füßen weg. So landete sie auf der Straße. Von Depressionen gequält ver- hindert eigentlich nur einer das Schlimms- te: ihr Gizmo – ein Mischling aus Boxer und englischer Bulldogge. „Mein Hund hat mich vor dem Selbstmord bewahrt“, sagt

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