Johanniter Juli/22

Johanniter / Juli 2022 / In Aktion 6 Als sie endlich die Ukraine verlassen konnten, ging es weiter in ein polnisches Aufnahmelager, danach mit dem Zug nach Warschau, Berlin und nach Dresden. „Wir sind hierher, weil meine Schwester schon bei einer deutschen Familie untergekom- men war und wir dort auch kurz bleiben konnten. Seit dem 24. März sind wir nun in der Messehalle“, berichtet Julia. Dort haben die Johanniter in drei großen Hallen ein Folgezentrum mit angeschlos- sener Notunterkunft aufgebaut. Ankom - mende Geflüchtete werden durch eine Behördenstrecke geführt, in der sie alle wichtigen Anmeldeschritte durchlaufen und ihr individueller Bedarf erfasst wird. „Der Aufenthaltstitel ist in aller Regel schon geklärt. Es geht hier bei uns also um Coronatests, Sozialleistungen, Wohnungs - vermittlung, Registrierung für die Betreu - ung in Kitas und Schulen sowie besondere Situationen wie medizinische Hilfe“, erklärt Christian Eckhardt. Der 31-Jährige ist beim Johanniter-Katastrophenschutz aktiv und hat mit seinem Team in kürzester Zeit sechs Turnhallen in Dresden zu Notunter - künften für die ukrainischen Geflüchteten umgebaut, bevor dann die Messe als zent - raler Ort von der Stadt bestimmt wurde. Etwas Alltag im Ausnahmezustand / Auch dort musste das Team aus ehrenamtlichen Katastrophenschützern innerhalb eines Wochenendes auf 1.000 Quadratmetern in Halle 1 Schlafabteile für 300 Menschen aufbauen und in Halle 2 Aufenthaltsflä - chen, sanitäre Anlagen und eine Essens - ausgabe unterbringen. In einer weiteren Halle wurden Abteile mit Computerarbeits - plätzen für die Behördenvertreter aufge - baut und in der zentralen Eingangshalle die erste Registrierung untergebracht. Im April lebten in den Schlafabteilen von Halle 4 bis zu 200 Geflüchtete. Weitere 950 Plätze kamen durch eine Erweiterung im Mai dazu. Die Separees bieten gerade Platz für das Nötigste und die Feldbetten – lange will hier niemand unterkommen müssen. „Wir versuchen, mit kleinen Details das Leben etwas erträglicher zu machen – neben den Waschcontainern ein Platz mit improvisierten Spiegeln und Haarföhnen, mehrere Spielecken, ein Platz mit einem Fernseher, auf dem ein ukrainisches Pro - gramm läuft“, erklärt Ecki, wie Christian Eckhardt von allen genannt wird. Beson - ders schwer wird es für die Einsatzkräfte, wenn mitten in der Nacht ein Bus mit bis zu 60 Menschen ankommt, die nach langer Reise müde und erschöpft sind und noch untergebracht werden müssen. Die größte Herausforderung ist dabei die Sprachbarriere: Unter den Geflüchteten spricht kaum jemand Englisch oder gar Deutsch. Übersetzer für Russisch oder Ukrainisch sind Mangelware. „Und doch ist die Dankbarkeit, bei uns in Sicherheit zu sein und für ein paar Tage Ruhe zu finden, jeden Tag spürbar“, erklärt Ecki. An der Pforte: Mit ihrem 28-köpfigen Team haben die Ansprechpartner der Johanniter in der Dresdner Mes - se immer ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Gäste. Fotos: Nikolaus Brade

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