Johanniter September/22

Johanniter / September 2022 / In Aktion 12 Juliane Thurn ist für ihre Mutter da. Der Aus - tausch mit anderen hilft ihr bei der Bewältigung dieser Aufgabe. Foto: Gerhard Bieber für meine Entscheidungen den Rückhalt, den mir meine Familie nicht geben kann. So habe ich mich beispielsweise dafür entschieden, derzeit noch keinen Pflege - dienst zu nutzen. Aber ich wüsste schon, welche Schritte die nächsten wären, wenn es mal nötig wird. Elisabeth Feustel: Jede Familie hat ein anderes Familiensystem. Darauf gehen wir in der Gruppe, aber auch besonders bei der individuellen Einzelberatung in der Fachstelle ein und suchen in der Bera - tung spezielle Angebote, die passen, und vermitteln weiter. Bei Frau Thurn war es beispielsweise das bäuerliche Erbrecht und der Hinweis auf eine darauf spezialisierte Fachberatung. Der Austausch mit anderen ist dabei ungemein wichtig, denn Pflege - bedürftigkeit und Demenz isolieren. Oft ziehen sich Familie und Freunde zurück. Das geht vielen so und in der Gruppe er - fährt man: Ich bin nicht schuld daran, und ich bin auch nicht alleine. Wann sollte man aus Ihrer Sicht den Kontakt zu einer Beratung aufnehmen? / Juliane Thurn: So früh wie möglich, denn dann ist es keine Überwindung, hinzu - gehen. Hätte ich schon große Probleme durch die Pflegesituation gehabt, wäre es mir vermutlich nicht so leichtgefallen. Und jetzt bin ich sehr dankbar für diesen Aus - tausch und erfreue mich an vielen klei - nen gemeinsamen Momenten mit meiner Mutter, in denen sie mich immer wieder überrascht. Zum Beispiel? / Juliane Thurn: Sie hat nach einiger Zeit in der neuen Umgebung begonnen, Dinge neu zu entdecken. Etwa ein Smartphone, das sie nun nutzt. Und sie hat begonnen, Mundharmonika zu spielen, und begleitet mich zu musikalischen Pro - ben. Ich habe meine Mutter wirklich noch mal neu kennenlernen können. Und dafür sind wir beide dankbar. / Das Interview führte Gerhard Bieber. Informationen und weitere Hilfen Um den Anforderungen des Pflegealltags besser gewachsen zu sein, bieten die Johanniter in ihren ambulanten Pflegediensten Kurse für pflegende Angehörige an. Diese sind nach §45 SGB XI kostenfrei und bieten Basiswissen für den Alltag. Angeboten werden diese entweder als Gruppenkurse in Präsenz oder als individuelle Beratung im eigenen Zuhause. Infos zur regio - nalen Verfügbarkeit: Tel. 0800 32 33 800 Ortsunabhängig – und ganz auf den eigenen Terminka - lender zugeschnitten ist der „Johanniter-Pflegecoach“: Auf der Plattform kann man kostenfrei fünf Kurse zu vie - len Aspekten der häuslichen Pflege von zu Hause aus am eigenen Rechner belegen. Darunter ist auch ein Kurs zur Selbst - fürsorge: www.johanniter-pflegecoach.de Weitere hilfreiche Hinweise zum Thema bietet die Internetseite www.mitpflegeleben.de . Dort gibt es auch eine kostenfreie digitale Beratung. Unter www.zqp.de/beratung-pflege können Hilfesuchende ganz einfach den nächstgelege - nen Pflegestützpunkt ermitteln.

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