Johanniter September/22
Johanniter / September 2022 / In Aktion 5 Foto: Nikolaus Brade Am Nachmittag des 14. Juli fuhr die Feuer - wehr durch Dernau, hatte ein paar Sand - säcke für jeden Haushalt dabei, um die Keller zu schützen. Isolde Sebastian war da gerade in ihrem gepflegten Garten um ihr Haus mit den zwei vermieteten Einlieger wohnungen zugange. „Erwartet wurde ein Hochwasser – ein bisschen höher als 2016“, erinnert sich die 66-jährige ehe - malige Bankangestellte. 27 Jahre hatte sie kein Wasser im Keller. Die Ahr? Für sie keine Bedrohung. Doch innerhalb weniger Stunden wurde der sich sonst so gemächlich schlängelnde Fluss zur Gefahr: „Das Wasser stieg immer höher. Und es stand nicht nur – es war so reißend, dass es Baumstämme, Fahrzeuge, Gastanks und Gartenhäuschen mit sich zog“, erzählt Isolde Sebastian. „Als wir über das Schornsteinfeger-Fenster aufs Dach sind, war es schon dunkel – um uns herum nichts als Wasser.“ Bis in die frühen Mor - genstunden saß sie gemeinsam mit einigen Nachbarn auf ihrem Dach, hörte Hilferufe, war nicht sicher, ob sie die Nacht überle - ben werden. Dann fiel das Wasser langsam wieder und am Mittag kam ein Rettungs - boot der Feuerwehr. Wochen der Solidarität / Isolde Sebastian flüchtet erst einmal zu ihrem Sohn. Doch schon bald zieht es sie zurück zu ihrem Haus, wo sie das reine Chaos vorfindet: Häuser in der Umgebung sind gänzlich ver - schwunden, überall Schutt und Schlamm, entwurzelte Bäume haben sich in Dächer gebohrt und Mauern eingerissen. An die fol - genden Wochen des Aufräumens erinnert Ein Jahr nach der großen Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist noch viel zu tun und die meisten Betroffenen brauchen weiterhin Hilfe. Gut 250 Helfende haben Isolde Sebastian nach der Flut beigestanden. Von ihrer alten Ausstattung ist ihr kein einziges Möbelstück geblieben.
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