Johanniter September/22

Johanniter / September 2022 / In Aktion 8 Zwischenzeitlich hatte die Familie Bendermacher nur eine notdürftige Küche in der Gara - ge. Bei wichtigen Fragen zu Anträgen auf Wiederaufbau - hilfe standen ihr die Johanniter zur Seite. sonst so taffen Mann mürbe gemacht hat. „Auch wenn ich vom Dienst lange freige - stellt war – drei Kinder in unterschiedlichem Alter, die Baustelle, der ganze Papierkram –, das sind mehrere Vollzeit-Jobs.“ Was auf der Strecke bleibt, ist die Erholung, die Zeit in der Familie. Umso dankbarer sind die Kadens über die Kinderfreizeiten, die von den Johannitern angeboten werden. Ihre Mädchen Levke, Mieke und Hannah bekommen etwas Abwechslung bei den be - treuten Spielangeboten und auch sie selbst einen Moment Ruhe und Entspannung. „Hier können wir mal runterkommen, mit anderen Betroffenen reden und uns auch mit den Johanniterinnen über die häusliche Situation beraten“, erklärt Sylvia Kaden. „Denn das Hochwasser ist ein Trauma, das wir alle verarbeiten müssen.“ Immer noch so viel zu tun / „Bei all der Arbeit kommt man natürlich an seine Grenzen. Auch jetzt, ein Jahr danach, ist noch so viel zu tun“, bestätigt Gisa Ben - dermacher. Sie und ihre Familie leben in Erftstadt, jenem Ort, der nicht nur vom Hochwasser der Erft bedroht war, sondern aufgrund einer abrutschenden Kiesgrube in großen Teilen unbewohnbar geworden ist. Auch der Hof der Bendermachers ist betroffen – doch zumindest droht ihr Ge - höft nicht einzustürzen. Besonders an jene Woche nach dem Hochwasser erinnert sich Gisa Bendermacher mit Grausen: „Die schlimmsten sieben Tage waren die, als wir nicht wussten, wie es weitergeht.“ Eine Frage tat besonders weh: „Was machen wir, wenn wir gar nicht mehr zurückdürfen?“ Sie durften. Das Haus wurde statisch ge - prüft. Seither haben sie mit vielen Helfern das Erdgeschoss komplett entkernt und bauen ihre Küche wieder auf. Geholfen haben die Spenden der Johanniter für ihren Hausrat. Denn versichert waren sie nicht – die Erft ist einfach zu klein und ein Hoch - wasser schien völlig unwahrscheinlich. Und ihr Sohn hat oft den zentralen Hilfspunkt an der Kirche besucht, den die Johanniter lange dort aufrecht erhalten haben. „Karl war quasi Stammgast bei der Kirche, um Freunde zu treffen, aber auch, um Mittag zu essen. Es gab dort ein Weihnachtsfest und Nikolaus wurde gefeiert.“ Aktuell holt sich Gisa Bendermacher Hilfe bei den Anträgen für die Wiederaufbauhilfe. „Allein ging das überhaupt nicht. Selbst mit der Hilfe der Be - raterinnen der Johanniter haben wir da zwei Stunden zusammen dran gesessen.“ Die Menschen in den Katastrophengebieten sind auch über ein Jahr nach der Flutka - tastrophe längst nicht über den Berg. Für viele Gemeinden und Betroffene beginnt der eigentliche Aufbau erst noch und sie brauchen langfristig Unterstützung. Und für die Menschen der Region ist neben der wirtschaftlichen Kompensation wichtig, dass sie angesichts globaler Krisen nicht vergessen werden und Helfer wie die Johanniter auch weiterhin an ihrer Seite arbeiten. / Peter Altmann www.johanniter.de/hochwasser Foto: Nikolaus Brade

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=