Johanniter Dezember/22

Foto: Evelin Redekop Borussia gegen Schalke. Das steht als nächster Termin an für Ulrich Hoffmann, als wir mit dem 67-Jährigen sprechen. Als ehrenamtlicher Rettungs - sanitäter der Johanniter sichert er gemeinsam mit seinen Kameraden die Nord-Tribüne im Stadion. Steht bereit, wenn jemand stürzt oder der Blutdruck zu sehr durch die Decke geht. Ulrich Hoffmann freut sich über diesen Einsatz. Großes Aufheben macht er aber nicht darum. Wühlen an der Basis / Denn mehr als 45 Jahre schon hat sich Ulrich Hoffmann mit Leib und Seele den Johannitern verschrieben. Und was er während all der Jahre als Sanitäter und Freiwilliger, als Or­ ganisator und Einsatzleiter bei Katastropheneinsät - zen, im medizinischen Personenschutz für Politiker oder am Rande von Radrennen und Love-Parade-Zü - gen geleistet und erlebt hat, nennt er ganz beschei - den „Grassroots-Arbeit“, also Wühlen an der Basis. Ein Kollege aus dem Knappschaftskrankenhaus Dortmund hatte den gelernten Krankenpfleger 1977 zu den Johannitern geschleppt. „Ich habe damals mein Herz an das Ehrenamt verloren“, sagt Hoffmann im Rückblick. „Einmal Johanniter, im - mer Johanniter“, sagt er in seiner ruhigen Art. Und die ist es wohl auch, die ihm die Kraft gibt und die meist vonnöten ist, um den Überblick in kompli - zierten Situationen oder Einsatzlagen zu behalten: Wenn etwa wegen einer Bombenentschärfung ein halber Stadtteil evakuiert werden muss, dann baut er mit der Schnelleinsatzgruppe in Windeseile eine Betreuungsstelle auf. Er weiß, was zu tun ist. Wo Zelte, Bänke und Tische sowie die Versorgungsstelle aufgebaut werden müssen. Gelernt ist gelernt, viele Stunden seines Lebens hat er sich weitergebildet, immer neues Wissen und Können gesammelt. Auch mal den Helfenden helfen / Er kann aber nicht nur organisieren. Er leiht sein Ohr auch allen Menschen, die Hilfe benötigen. So zum Beispiel als ausgebildeter Mitarbeiter für traumatisierte Ein - satzkräfte. Dann hört er seinen Kameradinnen oder Kameraden zu, die nach Unfällen mit dem Gesehe - nen und Erlebten zu kämpfen haben. Als 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland ström - ten, war er wieder zur Stelle, dieses Mal als fester Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe. In Dortmund leitete und koordinierte er die Unterbringung und Verpflegung in gleich zwei Flüchtlingszentren, war für rund 280 Menschen unterschiedlicher Nationali - tät zuständig. Ein Einsatz, der ihn stolz macht. „Wir sollten uns immer bewusst machen, dass es Gründe gibt, weshalb Menschen in ein ihnen fremdes Land fliehen“, sagt er. „Wir können uns glücklich schätzen, in einem der reichsten Länder der Erde zu leben.“ Ein Ende ist nicht in Sicht / Reich an menschlichen Kontakten und dem Zusammenhalt untereinander, an gemeinsamen Erfahrungen in Hunderten Ein - sätzen sei er durch die Johanniter. Sie wolle er nicht missen. Und wenn das Alarmsignal wieder mal sein Handy vibrieren lässt, dann nickt auch seine Frau schon wissend: Der nächste Einsatz steht an. Und Ulrich Hoffmann freut sich darauf: „Am liebsten noch bis 100, wenn es die Gesundheit zulässt.“ / Ina Krauß Porträt Ein ruhiger Hansdampf. Ulrich Hoffmann ist aus der Arbeit der Johanniter in Dortmund und Um - gebung nicht mehr wegzudenken – sei es beim Revierderby im Fußball oder wenn es darum geht, Unter- künfte für Geflüchtete herzurichten. Johanniter / Dezember 2022 / Unter Freunden 21

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