Johanniter Dezember/22
Kathrin Schröder organisiert die Tafel-Arbeit in Coswig und kümmert sich um die Ehrenamtlichen. DDR-Zeiten als Facharbeiterin für Viehwirt - schaft gearbeitet, nach der Wende wurde es für sie schwierig: hier eine kurze An - stellung, dort eine Weiterbildung. Sie wird krank, kann nur noch wenige Stunden am Tag arbeiten. In dieser Zeit hört sie auch von der Tafel, arbeitet als Fahrerin, macht das auch eine Weile ehrenamtlich. „Das hat Spaß gemacht“, erinnert sie sich. Vielleicht sind es auch diese positiven Erfahrungen, die es ihr jetzt leichter machen, das Ange - bot der Tafel selbst in Anspruch zu nehmen. „Ich brauche das tatsächlich. Es hilft mir, durch die Woche zu kommen. Gerade jetzt, wo alles so teuer wird“, sagt Manuela. Und natürlich ist dort am Ausgabetresen auch Zeit für ein paar Worte mit ihrem ehemaligen Kollegen Steffen. Für ihn ist diese Arbeit mehr als eine Anstellung. „Einen normalen Job kann ich kaum an - nehmen“, so der ehemalige Schlosser. „Meine Frau ist im Schichtdienst und wenn sie arbeitet, muss ich mich um unseren schwerbehinderten Sohn kümmern.“ Das geht bei den Johannitern: Mit seinen 60 Jahren ist er als sogenannter „Bufdi“ im Bundesfreiwilligendienst angestellt, küm - mert sich täglich um Wareneingang, Lage - rung, Verteilung. „Die gute Seele der Tafel Coswig“ nennt ihn Kathrin Schröder. Er war schon bei der Tafel, bevor die Johanniter den Dienst übernommen haben. Damals wurde der Standort von der Tafel Moritz- burg mitbetreut. Nach Problemen mit den Räumen gab der Verein auf. Die Stadtver - waltung suchte nach einem neuen Partner und fand vor zwei Jahren die Johanniter. Foto: Nikolaus Brade Hilfe für Menschen in Not Nicht nur in den lokalen Kooperationen mit „Die Tafel e.V.“ sind die Johanniter an vielen Orten Deutschlands im Einsatz, um in wirtschaftliche Not geratene Menschen zu unterstützen. Auch im Rahmen der aktuell laufenden Aktion „Johanniter-Weihnachtstrucker“ werden wie in den Vorjahren wieder Pakete mit Lebens - mitteln an Tafel-Kunden im ganzen Bundesge - biet verteilt. Eine Vielzahl von Projekten in der Kältehilfe (unter anderem in Berlin, Hannover und Aachen), für Obdachlose, Asylsuchende oder Menschen ohne geregelten Aufenthalts- status, wie zum Beispiel das Gesundheitsmobil in Lübeck, ergänzt die Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen in Not. www.johanniter.de/armut-in-deutschland Die Miete für die Lager- und Geschäfts - räume in der alten Tapetenfabrik zahlt die Stadt, finanzielle Unterstützung für die Ehrenamtlichen kommt von der Bürgerstif - tung Sachsen. Die restlichen Kosten werden aus Spenden finanziert. So abgesichert können die Johanniter neben den Markt - tagen noch einen ganz besonderen Service anbieten: „Für alle unsere Kunden, die das Haus nicht verlassen können, fahren wir die Lebensmittel-Kisten direkt zu ihnen“, erklärt Schröder stolz. Sie, wie viele der Tafel-Koordinatoren, sorgt sich aber ob der aktuellen Situation: Die Lebensmittel werden knapper, die Spritkosten steigen und so auch die Zahl der Bedürftigen. Sie hofft auf die anhaltende Unterstützung durch die Spender, ob Bäckerei oder Super - markt. Und arbeitet an weiteren Kontakten und Möglichkeiten. „Die Kirchgemeinde hat uns angeboten, die Opfergaben zum Erntedankfest über uns zu verteilen.“ Wenn dann noch der ein oder andere Privatein- kauf bei der Tafel Coswig eintrifft, sollte die Versorgung der Bedürftigen auch weiterhin gesichert sein. / Peter Altmann „Ich brauche das tatsächlich. Es hilft mir, durch die Woche zu kommen.“ Tafel-Kundin Manuela Johanniter / Dezember 2022 / In Aktion 8
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