Johanniter September 2023

Foto: dpa/Uwe Anspach / Illustration: Karo Rigaud Beiträge in der Rubrik „Denkanstoß“ geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder Dr. Ernst Fritz-Schubert 75, ist Professor, Therapeut, Pädagoge und Buchautor. Als ehrenamtlicher Direktor leitet er das von ihm gegrün- dete Fritz-Schubert-Institut in Heidelberg, das Methoden zur Persönlichkeitsstärkung er- forscht und entwickelt. Denkanstoß Glück lässt sich lernen. noch zu bestrafen, wollte ich ihnen vermitteln, dass Glück nicht das Ziel, sondern der Weg menschlichen Strebens und Handelns ist. So habe ich vor mehr als 15 Jahren das Schulfach „Glück“ erfunden. An mehr als 30 Standorten wurden dafür gut 3.000 Lehr - kräfte ausgebildet. In handlungsorientierten Ein - heiten erkennen Schüler an mittlerweile rund 200 Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in nahezu allen Schularten und Altersstufen ihre Stärken. Sie erkunden ihre Grund- und Wachstums - bedürfnisse, lernen, sich zu entscheiden, zu planen und ihre Ziele zu verfolgen. Vor allem auch, das eigene Handeln zu überdenken und zu reflektieren. Leben aktiv gestalten / Mit dem Lernziel Wohlbe - finden erfahren und erleben sie, dass der wirklich glückliche Mensch kein Erdulder ist, sondern ein wirksamer Gestalter seines Lebens, der für sich Sinn gefunden hat und achtsam mit sich, seinen Mitmen - schen und der Natur umgeht. Die positiven Rück - meldungen der Eltern und Schüler zeigen uns, dass dieser Weg in die richtige Richtung führt – und wis - senschaftliche Evaluationen bestätigen dies auch. In diesem Sinne macht Glück Schule und ich emp - fehle es zur Nachahmung. Ein Tipp noch für alle, die der Schulbank schon längst entwachsen sind: Je mehr man Glück nachjagt, desto eher wird man es verjagen. Vielmehr sollte man sich bereit machen, dass das Glück einen findet. Üben Sie sich deshalb in Wertschätzung gegenüber Dingen und Menschen, die uns täglich begegnen! /Dr. Ernst Fritz-Schubert Glücksmomente in deutschen Schulen gibt es schon. Allerdings beschränken sie sich bei vielen Schülern nur auf wenige Tage: Auf den ersten Schultag – da gibt es die Zuckertüte – und den letzten, weil dann endlich alles vorbei ist. Aber muss Schule wirklich bitter schmecken? Bildung heißt schließlich, sich zu bilden, um für sich die Welt zu erobern. Und das sollte doch eigentliche Freude bereiten. Kinder sind keine Fässer / Das gelingt, wenn wir auf- hören, die Kinder wie Fässer zu betrachten, die mit Informationen aufgefüllt werden. Wissen anzuhäufen heißt noch lange nicht, die Kompetenz für das Meis - tern von Schule und Leben zu haben, und freudvoll ist das meistens auch nicht. Stattdessen müssen wir sie in der Schule für die Lerninhalte begeistern. Was in der Schule gelernt oder nicht gelernt wird, ist immer die Folge eigener Erkenntnis. Heute müs - sen wir mehr denn je den Kindern und Jugendlichen helfen, ihre eigenen, familiären und kulturellen Stär - ken zu entdecken. Und je früher wir anfangen, die Persönlichkeit durch Vermittlung von positiven Hal - tungen und Einstellungen zu stärken, desto größer ist die Chance, körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen. Ein Schulfach erfinden / Während meiner aktiven Zeit als Lehrer und Schulleiter habe ich viel zu oft Kinder und Jugendliche erlebt, denen die Freude am Lernen und der Sinn des Schulbesuches abhanden- gekommen war. Statt sie für diesen Verlust auch Johanniter / September 2023 / Unter Freunden 23

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