Johanniter Dezember 2023

Johanniter / Dezember 2023 / In Aktion 10 groß”, staunt die Seniorin über den impo - santen Bau und deren Einrichtung: „Ich sehe die Bänke in der Kirche.” Es sind Bil - der, die sie aus ihrer Jugend kennt, an die sie sich erinnert, weil sie ganz in der Nähe aufgewachsen ist. Schafft Gesprächsanlässe / Als Zuschauer bleibt man zwar außen vor, wenn Ruth Fuchs den Kopf hin- und herbewegt, mal nach oben und mal nach unten schaut. Virtuell spaziert sie gerade durch die Straßen ihrer Kindheit und hört nebenbei eine Erzählerstimme auf der Tonspur. Dank digitaler Technik weckt diese Zeitreise Erinnerungen an frühere Tage und liefert Stoff für weitere gemeinsame Gespräche. Vanessa Hellwig: „Es ist faszinierend, wie sie manchmal reagiert. Ich bin dann in ihrer Welt, folge den Geschichten aus ihrer Erinnerung. Man betritt fremden Lebens - raum.” Auch Anke Rohlfs, Koordinatorin des Demenz-Projektes in Hannover und Initiatorin für den Einsatz der VR-Technik im Demenz-Projekt, ist überzeugt von der Idee. „Wir können mit der VR-Brille de - menziell erkrankten Menschen ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Wer nicht mehr mobil ist, bekommt hier tolle Anre - gungen und kann sich an Erlebtes erin - nern.” Etwa an einen Rundgang über einen Weihnachtsmarkt, an eine Almwiese mit Kühen, an einen Spaziergang durch einen Herbst- oder Winterwald. Die Technik bie - tet dafür viele Möglichkeiten. Dazu ist Anke Rohlfs im ständigen Kontakt mit der Herstellerfirma Granny-Vision, die den Johannitern die Brillen vermietet, regelmäßig technische Updates liefert und viele Ideen für weitere virtuelle Erlebnisse umsetzt. Seit Ende 2022 ist die VR-Brille in Hannover im Einsatz und die Erfahrungen sprechen für sich: „Wir können richtig fest - stellen, wie Betroffene beim Betrachten der Bilder sich in ihrem Sessel zurücklehnen, Liebgewonnenes wiederzuentdecken, Neu - es kennenlernen und dabei entspannen”, sagt Anke Rohlfs. Rückfahrkarte inklusive / Genau das ist die Idee: Menschen wie Ruth Fuchs, die körperlich und geistig nicht mehr im Voll - besitz ihrer Kräfte sind und deren realer Aktionsraum meist nur noch vom Bett in die Küche und bis zum Lieblingssessel reicht, ein Stück Abenteuer und Abwechs - lung im Alltag zu ermöglichen. Kleine Schritte gegen das Vergessen. Klar sei die Technik anfangs eine Hemmschwelle für Ruth Fuchs gewesen, erzählt Vanessa Hellwig. Aber die 91-Jährige habe sich mu - tig damit angefreundet. Und wenn es ihr zu viel wird, dann sagt sie auch sehr bestimmt: „Für heute genug gereist.” Eine Rückfahr - karte braucht sie dafür nicht. Es reicht ja, einfach die VR-Brille abzusetzen. / Ina Krauß Einblicke im Video Sie wollen auch sehen, was Ruth Fuchs mit der Datenbrille erlebt? Dann scannen Sie einfach den QR-Code mit Ihrem Smartphone! Fotos: Nikolaus Brade Als Ehrenamt - liche ist Vanessa Hellwig jede Woche zu Besuch – samt der Technik.

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