Johanniter März 2024
Johanniter / März 2024 / In Aktion 11 Foto: Nikolaus Brade Verdacht auf erneuten Herzinfarkt, hier muss sie den Rettungsdienst rausschicken. Vorher klärt sie noch ab, ob die Patientin allein ist. In dieser Verfassung wäre das nicht ungefährlich, ihr Zustand könnte sich verschlimmern und es ist nicht sicher, dass die Seniorin dem Rettungsdienst die Tür selbst öffnen kann. Doch eine Betreuungs - person ist vor Ort. Sofort alarmiert Nicole Höbbel die zuständige Rettungsleitstelle, gibt die wichtigsten Daten der Patientin und ihre Lageeinschätzung durch. „Das ist auch für die Einsatzkräfte wichtig – so können sie sich auf die Situation vorberei - ten und wissen auch, wie sie sich Zugang zur Wohnung verschaffen können.“ Denn sonst muss zur Rettung auch eine Tür ex - tern geöffnet werden. 7.000 Kunden des Hausnotrufs haben dafür allein in Berlin ihren Schlüssel hinterlegt. Im schlimmsten Falle muss allerdings die Feuerwehr dazu gerufen und die Tür aufgebrochen wer- den. Nach dem Gespräch mit der Leitstelle schaltet sich Nicole Höbbel nochmals in die Wohnung der Hausnotrufkundin. Sie informiert, dass die Kollegen unterwegs sind, und bittet die Seniorin, sich erneut zu melden, wenn sich ihr Zustand verschlim - mert oder der Rettungswagen auf sich warten lässt. Und sie beruhigt die Patien - tin, wünscht ihr baldige Genesung. Rund um die Uhr ansprechbar / Freund- lichkeit, lautes, deutliches Sprechen und Ruhe bewahren – diesen Anspruch hat Nicole Höbbel, selbst gelernte Rettungs - assistentin und seit 2016 Leiterin der Johanniter Hausnotrufzentrale in Berlin- Lichterfelde an alle ihre 43 Kolleginnen und Kollegen. Rund um die Uhr kommen hier Anrufe der mehr als 35.000 Hausnotruf - kunden aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Teilen Sachsen-Anhalts an. Nicht immer sind die eingehenden Anrufe Notfälle wie der Anruf der 82-Jährigen aus Marzahn. „Die meisten Anrufe sind Fehlalarme, weniger eilige Fälle, Urlaubs - anmeldungen oder -abmeldungen oder auch ein Testanruf.“ Kaum ausgesprochen, klingelt es erneut im System – ein Techni - ker hat ein neues Gerät im vogtländischen Reichenbach installiert und geht nun ge - meinsam mit der neuen Kundin durch die Wohnung. „Jetzt sind wir im Schlafzimmer, können Sie uns hören?“, dringt es zu Frau Höbbel und sie bestätigt: „Ich kann Sie gut hören!“ Diese Testanrufe verfolgen gleich mehrere Zwecke: „Zum einen prüfen wir so die Geräte und Verbindung. Gleichzeitig zeigen wir der Kundin, dass sie tatsäch - lich aus jedem Zimmer den Notknopf am Handgelenk auslösen und uns dann auch verstehen kann“, erklärt die 43-jährige Johanniterin. Doch auch die Fehlalarme, die sich oft rund um die Feiertage häufen, sind keines - falls ein unerwünschter Arbeitsaufwand. „Auch wenn hier nicht Gefahr in Verzug ist – die Menschen kontaktieren uns in ihrer Einsamkeit. Und auch dann sind wir für sie da.“ Niemand sei böse, wenn ein Kunde mal ungewollt oder unnötig den Alarmknopf betätigt. Tatsächlich passiert das gerade bei den Hand-Sendern sogar häufiger, als man denkt. Nicole Höbbel sieht das pragmatisch: „So haben wir dann auch gleich einen Funktionstest und es ist uns allemal lieber so, als wenn die Kunden das Armband nicht tragen.“ Wie etwa eine Kundin, die aus Scham ihr Notrufarm - band immer in der Keksdose versteckte und es dann aber auch nicht mehr fand. So beruhigt sie dann die Seniorin aus der „ Die Menschen kontaktieren uns in ihrer Ein- samkeit. Und auch dann sind wir für sie da.“ Nicole Höbbel Fachlich kompetent und einfühlsam im Kunden - kontakt: Nicole Höbbel in der Hausnotrufzentrale.
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