Johanniter März 2024
Sind Ihnen die christlichen Stolperfallen in den Ein- gangsbereichen kirchlicher und diakonischer Häuser auch schon aufgefallen? Nein, die Johanniter bilden da keine Ausnahme. Die kommen einem mit dem - selben Trick. Da kommt man nichts ahnend zum Beispiel durch die Tür der Landesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe in Köln – und vor der Auf - zugtür schnappt die Falle zu: Ein sogenannter „Kun - denstopper“ steht mitten im Weg. Ausgerechnet ein Spruch aus der Bibel ziert den Klappaufsteller, mit dem man auf dem Weg ins Büro so gar nicht ge - rechnet hat. Seit 296 Jahren / „Tageslosung für heute, den so - undsovielten ...“ Dann folgt ein frommer Vers aus der Bibel, dem man nicht mehr ausweichen kann. Ob man es will oder nicht: Es wird dem Passanten ein Gedanke serviert, der sich für heute im Hirn festsetzen soll. Seit nunmehr 296 Jahren gibt es die - se Gedankenanstöße, denen sich Christen mal mehr, mal weniger freiwillig aussetzen. Die Losungen stammen aus Herrnhut, einem Dorf in der Oberlausitz, wo Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf im Jahr 1728 auf diese Idee verfallen ist: Für jeden Tag einen Gedankenanstoß, einen Vers aus der Bibel. Zufällig ausgelost aus einer Samm - lung von biblischen Sätzen, denen man zugetraut hat, dass sie für einen Christenmenschen als tem - poräres Motto, vielleicht auch als tröstende oder er - mutigende Gedanken für den jeweils heutigen Tag dienen können. Foto: privat / Illustration: raufeld/Martin Rümmele Beiträge in der Rubrik „Denkanstoß“ geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder Diese Worte gibt es seitdem für jedes Jahr in einem kleinen Büchlein zu kaufen. In mehr als 60 Sprachen von A wie Afrikaans bis Z wie Zulu. In einer Aufla - ge von mehr als einer Million Exemplaren erscheint die Sammlung allein in Deutschland. Wer das für Papierverschwendung hält, kann die Losungen ressourcenschonend natürlich auch jeden Tag per E-Mail oder in einer App aufs Handy bekommen. Mit Liebe durch den Alltag / Die Beschäftigung da - mit lohnt nicht? Prüfen Sie’s nach! Nehmen wir die Jahreslosung für 2024. Denn auch für jedes Kalen - derjahr gibt es so einen Spruch. Für 2024 lautet er: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Korinther - brief 16,14). Klingt typisch christlich, irgendwie. Aber auch ein bisschen unrealistisch. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – wie soll das auch gehen? Mein Selbstversuch in 2024 sieht so aus: die Finger weglassen von schnellen Reaktionen in den sozialen Medien. Mich nicht an jeder hitzigen Debatte beteiligen. Wenn reagieren, dann langsam. Und vorher immer prüfen, ob die Sache die Aufre - gung überhaupt wert ist. / Frank Neumann Frank Neumann 63, ist seit Anfang des Jahres neuer Bundespfarrer der Johanniter-Unfall- Hilfe. Der Klinikseelsorger am Universi - tätsklinikum Münster schreinert gern – und hat eine Passion fürs Fliegenfischen. Denkanstoß Dieses Jahr alles aus Liebe. Johanniter / März 2024 / Unter Freunden 23
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