Johanniter September 2024
Johanniter / September 2024 / In Aktion 11 Das Info-Mobil im Geist-Viertel von Münster ist zu einem Anlaufpunkt geworden. Beliebig erweiterbar: Wenn die „Plauder - bank“ im Marburger Südviertel voll ist, wird angebaut. schulten Johanniterinnen immer dabei sind und natürlich auch mit ihren Kompetenzen helfen: „Ziel der ,Plauderbank‘ ist es, dass sich die Besucher untereinander über die Plauderzeit hinaus vernetzen“, so Lydia Junk. Wie gut das funktioniert – darüber staunt sie selbst immer wieder. „Natürlich gibt es auch Besucher, die gezielt den Kontakt zu uns suchen, konkrete Fragen zu Unterstützungsleistungen, Pflege oder unseren Besuchsdiensten haben. Aber hier auf der Bank haben sich auch schon zwei Damen getroffen, die als Kleinkinder ge - meinsam im Urlaub waren und dann jahr - zehntelang keinen Kontakt mehr hatten.“ Dass Angebote wie die „Plauderbank“ vor allem Seniorinnen ansprechen, ist kein Zufall. Die Bundesregierung hat gerade erst in ihrer Langzeitstudie, dem „Einsam - keitsbarometer“, festgehalten: „Personen über 75 Jahre sind im Längsschnitt am stärksten von Einsamkeit betroffen. Frauen sind stärker belastet als Männer.“ Und diese Einsamkeit wirkt sich auch negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus. „Im Rahmen unseres Besuchsdienstes waren wir bei einer älteren Dame, die neun Tage mit keinem Men - schen gesprochen hatte. Das Er - gebnis waren Wortfindungsschwie - rigkeiten“, erinnert sich Lydia Junk. Erstkontakt ist wichtig / Um solche Situationen zu vermeiden, braucht es niedrigschwellige Angebote. Manchmal ist der Weg in eine Beratungsstelle schon eine Hürde – schließlich bedeutet das in aller Regel das Eingeständnis, dass man Hilfe benötigt. Genau diese Erkenntnis bewegte die Johanniter des Regionalver- bands Münsterland/Soest, ihr Infomobil im Geist-Viertel von Münster aufzustellen. Direkt auf dem Weg zu einem Supermarkt und vor einem gut frequentierten Café und damit recht zentral stehen Monika Klau- Fischer und ihre Kolleginnen mit einem gut sichtbaren Wagen. Hier informieren sie über Hilfsleistungen, wie den Haus - notruf und Besuchsdienst, und vermitteln Kontakte. „Niemand kommt und sagt frei heraus: ‚Ich fühle mich einsam.’ Das er - fahren wir immer nur im Gespräch, wie und worüber Menschen aus ihrem Leben erzählen“, erklärt Monika Klau-Fischer, Ko - ordinatorin der ehrenamtlichen Johanniter. Und deshalb sei dieses erste Gespräch, die Kontaktaufnahme, so wichtig. Der Ort ist der Star / Kontakte knüpfen – das ist auch Sabine Schestokat-Haupts besondere Fähigkeit. Die 52-Jährige kümmert sich heute für die Johanniter um den Secondhand-Laden „Lieblingsecke“ im niedersächsischen Goslar. Während der Corona-Pandemie drohte die Schließung. Doch weil die ehemalige „Kleiderecke“ eben mehr als nur eine Verkaufsstätte von Gebrauchtem ist, sondern ein Ort, wo Menschen sich verabreden, Banker und Wohnungslose gleichermaßen einkehren Fotos: Henrik Isenberg Foto: Johanniter
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