Johanniter Dezember 2024
Johanniter / Dezember 2024 / In Aktion 11 Fotos: Nikolaus Brade in ein Pflegeheim wollen, sondern die Gemeinschaft, das Miteinander bei Tisch, das Zeitunglesen und auch Diskutieren lieben. Selbst wenn das Kurzzeit gedächtnis mal versagt oder die Beine nicht mehr ganz so flink sind wie früher. Hier gibt es keine Anonymität, gleichwohl Privatsphäre für jeden, der sich in sein Zimmer zurückziehen will, hier kennen sich Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige und Pflegepersonal sehr persönlich und auch die Dorf gemeinschaft grüßt beim Gassigehen am Feldrand freundlich über den Gartenzaun. Die WG hat das letzte Wort / Reinhold Schweda, der Großvater der Lakotas, zog 2019 als erster Bewohner in die WG. Die restlichen Plätze waren schnell belegt. Heute ist die Jüngste 80 Jahre alt, der Älteste 95. Pflegegrad 2 müssen sie mindestens haben, um hier aufgenommen werden zu können. „Und gemeinschaftsfähig müssen sie sein, damit die WG für alle funktioniert“, sagt Jolanta Lakota. Wer einen Platz sucht, muss sich den anderen vorstellen, die WG entscheidet gemeinsam, wer zu ihr passt und einziehen darf, wenn ein Platz frei wird. Zum Beispiel Anni Mundil, in ihrem Berufsleben eine Putzmacherin. Die 90-Jährige kam im Juli 2023 hier her. „Für mich ist die Gemeinschaft das Schönste“, sagt sie bei Kaffee und Kuchen in der großen Runde, „das ist wie Familie.“ Verschmitzt schaut sie auf ihre Tochter Angelika, die häufig zu Besuch kommt. Und alle anderen am Tisch nicken oder kommentieren zu stimmend. So ein Schnack beim Frühstück oder zwi schendrin im Gemeinschaftsraum ist viel wert. Oder sich an kleinen Aufgaben beteiligen, die anfallen, beispielsweise Wäsche legen oder den Tisch decken. Nicht einsam in einem Zimmer sitzen, sondern mit anderen zusammen sein. „Und wenn es zu viel wird, dann gehe ich einfach in mein Zimmer.“ Warten lohnt sich / Tochter Angelika wirkt erleich tert, ihre Mutter so gut ver- und umsorgt zu wissen. „Ich muss nicht mehr 24 Stunden anwesend sein, die nervliche Anspannung der häuslichen Pflege ist weg. Ein Dreivierteljahr hat es zwar gedauert, bis ein Platz frei war.Aber das Warten hat sich gelohnt. Ein Sechser im Lotto nach all den Strapazen zu Hause.“ Sie kann jederzeit hier nach ihrer Mutter schauen. So auch Claudia Kaiser, die Tochter von Heinz Pavel, dem mit 95 Jahren derzeit ältesten WG-Mitbewoh ner. Dabei sei es ihm vor dem Einzug schon etwas mulmig gewesen. Inzwischen ist er aber sichtlich aufgeblüht: Jeden Tag mit dem Rollator ein Spa ziergang an der frischen Luft, zweimal wöchentlich Sport, das Rumflachsen mit den anderen über den Tisch hinweg. Inzwischen fühlt er sich pudelwohl. Gemerkt habe sie es, als er bei einem Spaziergang sagte: „Ich gehe jetzt zurück in mein Zuhause.“ Sie ist dankbar und genießt die Entlastung, nachdem sie über zehn Jahre hinweg persönlich für die Pflege ihres Vaters da war. Und sie weiß ihren Vater in guten Händen. Denn vor Ort arbeitet ein Team der Johanniter aus dem Ortsverband Celle, das sich rund um die Uhr den Bedürfnissen aller zwölf aus der WG widmen kann. Insgesamt 13 Mitarbeitende gehören zum Kernteam des ambulanten Pflegedienstes. Ob Essensvorbe reitung oder Tablettenzuteilung, Unterstützung bei Alltagsbeschwerden, Wäschewaschen bis hin zu den nötigen Reinigungsarbeiten: freundlich, zugewandt, es ist kaum Stress, sondern viel Ruhe und Geduld zu beobachten. Wer von den Seniorinnen und Senioren kann, beteiligt sich an kleineren Aufgaben, legt auch mal die frisch gewaschenen Putzlappen zusammen, hilft beim Kartoffelschälen oder Broteschmieren. Die Bewohner haben laut WG-Satzung ein Mitsprache recht, welche gemeinsamen Anschaffungen ge macht werden, ob eine Waschmaschine oder eine Fahrradrikscha. Jolanta Lakota ist mit dabei, wenn es bei der Gymnastikstunde „Bewegung von Kopf bis Fuß“ altersgemäß sportlich zugeht.
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