Johanniter Dezember 2024

Johanniter / Dezember 2024 / In Aktion 6 „ Um diesen Veränderungen adäquat begegnen zu können, bedarf es einer aufeinander abgestimmten Planung in der Krankenhaus- und der Rettungsdienstlandschaft. “ Kevin Grigorian, Geschäftsbereichsleiter Rettung & Medizinische Dienste Foto: Die Hoffotografen Anstieg der Zahlen: „Wir merken insbeson - dere nach der Pandemie einen deutlichen Zuwachs. Die Bevölkerung wird zudem immer älter und damit hilfsbedürftiger. Neben der Zahl von Notfällen sehen wir, dass wir da auch als soziale Anlaufstation genutzt werden“, sagt Jacqueline Ordon, Notfallsanitäterin im Regionalverband Köln/Leverkusen/Rhein-Erft. Bei den jüngeren Patienten sieht Franziska Otto, Fachbereichsleiterin Einsatzdienste/ Rettungsdienst im Regionalverband Lippe- Höxter, auch ein verändertes Bewusstsein als Grund: „Das Anspruchsdenken hat sich geändert: Die ältere Generation war noch getrieben von dem Gedanken, niemandem zur Last fallen zu wollen, also die 112 nur im echten Notfall anzurufen. Das scheint sich geändert zu haben.“ Darüber hinaus machen auch strukturelle Probleme dem Rettungsdienst schwer zu schaffen: „Weil immer mehr Hausärzte fehlen, reduzieren sich auch die hausärzt - lichen Notdienststellen. Bin ich früher noch 15 Kilometer zum nächsten Arzt gefahren, sind es jetzt 40 Kilometer und mehr. Ver - ständlich, wenn Patienten dann im fünf Kilometer entfernten Krankenhaus zur Notaufnahme gehen oder uns rufen“, so plätze im Krankenhaus sowie Wachen mit ausreichend Rettungsmitteln. Und dann ist da natürlich auch die entsprechende Finanzierung. Mit mehr als 6.500 Mitarbeitenden im Ret - tungsdienst in über 300 Rettungswachen in allen Ländern, mit vier eigenen Ret - tungs- und Intensivtransporthubschrau - bern und mittlerweile gut 70-jähriger Erfahrung im bundesdeutschen Rettungs - dienst ist es den Johannitern ein beson - deres Anliegen, den anstehenden Reform - prozess zu unterstützen. Mit Beispielen und Stimmen aus der Praxis der Johanniter-Un - fall-Hilfe wollen wir hier zeigen, welchen Problemen wir im Alltag begegnen - und welche Lösungsvorschläge wir haben. Wir kommen nicht mehr hinterher Seit 15 Jahren steigen die Zahlen stetig: Allein im Jahr 2022 war der Rettungs - dienst der Johanniter-Unfall-Hilfe mehr als 843.000 Mal gefordert. Ein Plus von fast 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Es sind vor allem die Einsätze pro Fahr - zeug, die stetig steigen. Veränderungen in der Krankenhauslandschaft, nicht zuletzt Klinik-Schließungen, sorgen für weitere Wege und höhere Einsatzdauern“, erklärt Stefan Müller, Vorstandsmitglied im Regio - nalverband Bergisches Land „Zusätzlich belastend sind die verkürzten Hilfsfristen: Durch die Reduzierung der Hilfsfristen auf acht Minuten in vielen Kommunen steigt der Bedarf an Fachkräften deutlich an.“ Doch auch das Verhalten der Menschen und ihre Lebensumstände sorgen für einen 1

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