Johanniter Dezember 2024

Johanniter / Dezember 2024 / In Aktion 7 Richard Seitz, Bereichsleiter Einsatzdiens - te in der Landesgeschäftsstelle Hessen/ Rheinland-Pfalz/Saar. „Um diesen Veränderungen adäquat be - gegnen zu können, bedarf es einer ge - meinsamen oder mindestens aufeinander abgestimmten Planung der Krankenhaus- und der Rettungsdienstlandschaft“, fordert deshalb Kevin Grigorian, Geschäftsbe - reichsleiter Rettung & Medizinische Dienste in der Johanniter-Bundesgeschäftsstelle. Wir sind oft gar nicht zuständig „Alle Einsätze, die schnell gehen, sind auch nicht kritisch“, fasst Jacqueline Ordon das Problem zusammen. Und von diesen we - niger kritischen Fällen haben sie und ihre Kollegen eine Vielzahl am Tag. Darunter leidet auch die Motivation der Retter: „Am Ende des Tages gehört zu unserem Job auch, dass man das Gefühl hat, jeman - dem geholfen zu haben. Nach dem x-ten Einsatz wegen Erkältung und Magen-Darm fragt man sich dann schon, wofür man das macht.“ Begründungen, warum sie zu dieser Art Einsätze gerufen werden, gibt es viele: „Häufig bekommen wir zu hören: Mein Hausarzt hatte keine Zeit. Ich bekom - me keine Termine beim Facharzt oder erst in Monaten. Dann entscheiden die Patien - tinnen und Patienten, ich muss jetzt ins Krankenhaus – und rufen 112.“ Die Johanni - terin stellt vor allem eine Unwissenheit zur hausärztlichen Notrufnummer 116 117 fest. „Viele kennen diese Möglichkeit nicht, oder sie haben den hausärztlichen Notdienst kontaktiert, warten dann die ganze Nacht und rufen dann in ihrer Verzweiflung uns.“ Doch wer erst einmal die 112 gewählt hat, wird auch wie ein Notfall behandelt. In den Leitstellen des Rettungsdienstes gibt es in der Regel keine Verknüpfung zum haus - ärztlichen Notdienst. Also wird die Ret - tung alarmiert. „Wirklich hilfreich wären Gesundheitsleitstellen, die das Routing der Patienten vollständig übernehmen. In anderen europäischen Ländern gibt es das. Die Leitstelle entscheidet, oft durch einen Notarzt unterstützt, ob das nun ein Fall für den hausärztlichen Notdienst, für die Not - aufnahme oder eben für den Rettungswa - gen mit Blaulicht ist“, sagt Richard Seitz. Hier können auch Patientinnen und Patien - ten ihren Beitrag leisten: Bei nicht lebens - bedrohenden Beschwerden sollte man genau überlegen, ob der Rettungswagen ausrücken muss oder nicht ein Hausarzt in Bereitschaft helfen kann – auch wenn das vielleicht länger dauert. Eine gute Hand - lungsanweisung, wer die richtige Anlauf - stelle ist, finden Sie hier: www.johanniter.de/dierichtigenummer Wir sind nicht genug Die Notfallsanitäterinnen und Notfallsani - täter sind die nichtärztlichen Mitarbeiten - den, die das rettungsdienstliche System aufrechterhalten. Doch es wird eng: „Der Fachkräftemangel ist seit 2016 absehbar. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen ge - hen in Rente oder verlassen den Rettungs - dienst, gleichzeitig ist der Bedarf gestiegen – das können wir mit Nachwuchs nicht ausgleichen. Obwohl wir so viel ausbilden, wie wir nur können“, betont Richard Seitz. Anders als in vielen Branchen scheint der 2 3

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