Johanniter März 2025

(1) Sanitätszelt beim Ein- satz vor Ort. (2) Einsatzwagen des Katastrophenschutzes aus Magdeburg. (3) Ein Moment des Ge- denkens an die Opfer des Anschlages vom 20. Dezember. Stille und Licht machten den Moment in der Menschenkette um den alten Markt in Magdeburg zu einem bewegenden und berührenden Augenblick. (3) »Bei der Nachbespre- chung wurde schnell klar, dass die Einsatzkräf- te eine psychologische Nachsorge benötigen, um diese Erlebnisse zu verarbeiten.« Marie-Luisa Hoffmann Welche Aufgaben wurden vor Ort über- nommen? Patrick Goldenstedt: An oberster Stelle stand die medizinische Versorgung. Dazu kamen die Zuteilung der Verletzten auf Krankenhäuser und die detaillierte Doku- mentation. Marie-Luisa Hoffmann: Und die Einteilung der Opfer in den jeweiligen Schweregrad ihrer Verletzungen. Was waren besondere Herausforderungen und wie wurden sie gemeistert? Patrick Goldenstedt: Den Einsatzort zu strukturieren und sich einen Überblick zu verschaffen war eine enorme Herausfor- derung. In meinem Einsatzabschnitt muss- ten wir etwa 40 Verletzte versorgen, in einem anderen Abschnitt waren es sogar 120. Mit meiner 20-jährigen Erfahrung im Katastrophenschutz, kenne ich Großbrän- de oder Verkehrsunfälle, aber das war das schlimmste Ereignis, das ich je erlebt habe. Marie-Luisa Hoffmann: Für viele unserer Ehrenamtlichen war dies der erste aktive Einsatz — und dann gleich in solch einem Ausmaß. Es war beeindruckend zu sehen, wie sie trotz anfänglicher Zweifel über sich hinaus gewachsen sind und sich so für unser Team bewährt haben. Patrick Goldenstedt: Zu dieser herausfor- dernden Einsatzsituation kamen irgendwann Materialknappheit, die zunehmende Kälte und die weiter voranschreitende Dunkelheit erschwerend hinzu. Alle Hilfsorganisationen, die am Einsatzort mitgewirkt haben, arbei- teten eng zusammen und auch die Polizei leistete hervorragende Arbeit. Wie ging es allen Beteiligten zum Einsatz- ende? Patrick Goldenstedt: Die Bilder vor Ort haben sich eingebrannt. Während des Ein- satzes bist du im Tunnel und völlig fokus- siert, aber im Nachhinein tauchen die Bilder wieder vor deinem inneren Auge auf — schwere Verletzungen und die Dynamik der Situation. Besonders belastend war auch die Ungewissheit für unsere Angehörigen zu Hause, die nichts von uns hörten, während in den Medien zum Teil Falschmeldungen kursierten. Marie-Luisa Hoffmann: Bei der Nachbe- sprechung wurde schnell klar, dass die Ein- satzkräfte eine psychologische Nachsorge benötigen, um diese Erlebnisse zu verarbei- ten. Patrick Goldenstedt: Jetzt arbeiten wir an der Einsatzaufbereitung und beschaffen aufgebrauchte Materialien, analysieren die Abläufe und ziehen Lehren für zukünftige Einsätze. Aber über eines sind wir uns alle im Klaren: Wir haben toll im Team zusam- mengearbeitet. Fotos: (3) Andreas Lander Fotografie (cw) 17 Johanniter / März 2025 / Landesverband Sachsen-Anhalt/Thüringen / Aus den Regionen

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=