Johanniter Juni 2025

Wenn junge Kinder entscheiden dürfen, ob sie lieber mit oder ohne Jacke auf den Spielplatz wollen, dann sorgt das bei älteren Generationen oft für Entrüstung. Schließlich sei das Kälteempfinden doch gar nicht ausreichend ausgebildet und die Gefahr von Krankheiten groß. In der Johanniter-Kita „Zwergenwache“ wird es trotzdem so gehandhabt – und das mit gu- ten Argumenten. „Uns geht es in der Erzie - hung darum, Kinder stark zu machen. Dazu gehört auch, die Signale des eigenen Kör - pers wahrzunehmen, sie zu verstehen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen“, erklärt Ulrike Froß, Leiterin der „Zwergen - wache“ in Glinde in Schleswig-Holstein. Und natürlich werde trotzdem kein Kind frierend in der Kälte stehen gelassen. Dieses Beispiel zeigt, wie partizipative Bildung und Erziehung funktionieren kann. Dahinter steckt aber sehr viel mehr: das Verständnis, dass junge Kinder Mitsprache - rechte haben. „Beteiligung ist kein Bonus - programm in der Bildung und Erziehung. Sie ist mit dem § 8 im Sozialgesetzbuch VIII klarer rechtlicher Rahmen. Jede Be - triebserlaubnis einer Kita ist daran gebun- den“, sagt Judith Durand vom Deutschen Jugendinstitut. Und sie ist gerade hier wichtig. Die Kita als „erste wertebildende Institution“, wie es die Diplom-Pädagogin nennt, sei einer der offensten Orte unserer Gesellschaft: „Hier treffen sich Menschen unabhängig von Bildungsstand, Migrati - onshintergrund und Einkommen. Also wird hier auch mehr als andernorts ein Mitein - ander ausgehandelt und gelernt.“ Bildung Kinderstube der Demokratie. Foto: Marcus Brodt Kinder organisieren Mehrheiten, werden in die Gestal- tung des Tagesablaufs einbezogen und entscheiden über sich und ihren Körper: In ihren Kindertagesein- richtungen praktizieren die Johanniter partizipative frühe Bildung, Betreuung und Erziehung. Ein guter Einstieg in ein selbstwirksames und eigenständiges Leben und in eine demokratische Zukunft. 10

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