Johanniter Juni 2025
Manchmal im Einklang, manch - mal nicht: Kinder lernen bereits in der Kita, wie ein gesundes Miteinander funktionieren kann. Die formalisierte Beteiligung von Kindern in die Tat umzusetzen, sei nicht immer einfach, so Durand. „Neben Formaten wie Kinderkonferenzen und Kita-Räten ist die Beteiligung im Alltag entscheidend: Wie ist die Kommunikation der Fachkräfte mit den Kindern? Dürfen Kinder den Tagesablauf mitbestimmen und werden ihre Bedürf - nisse berücksichtigt?“ Auch die Werte, die eine Kita vertritt, und ob diese Werte auch für alle gelten, spielen eine Rolle. Mitbestimmung von Anfang an / Dieser Herausforderung hat sich das Team der Kita „Zwergenwache“ in Glinde von Anfang an gestellt. „Wir hatten 2010 einen guten Start, indem wir den Namen unserer Einrichtung mit den Eltern gemeinsam abgestimmt haben. Danach konnten die Kinder ent - scheiden, wie die Hochebene im Gruppen - raum gestaltet werden soll“, erinnert sich Cindy Probst, stellvertretende Kitaleiterin. Auf Basis der Kinderideen und -zeichnungen fertigte dann ein Tischler die „Burg“, das „Schloss“ und das „Dschungelhaus“. Angespornt von diesen erfolgreichen Pro - jekten wurde ein Kinderparlament etabliert, in das je zwei Kinder einer Gruppe für drei Monate gewählt werden und dann in Kon - ferenzen mitentscheiden. „Wir planen die Kitafeste zusammen und die Kinder brin- gen ihre eigenen Themen und Probleme aus der Gruppe in diese Konferenzen mit. Aktuell planen wir eine spielzeugfreie Zeit“, erklärt Kita-Leiterin Froß. Das Spielzeug „in den Urlaub zu schicken“ und in dieser Zeit ausschließlich mit natürlichen, zweckfreien Materialien das Spiel selbst zu gestalten, ist die Idee. Selbstverständlich werden die Krippe-Gruppen ebenfalls miteinbezogen. Auch in den Gruppen selbst wird der Mor - genkreis als Zeit genutzt, um den Tages - ablauf nicht nur gemeinsam zu besprechen, sondern auch abzustimmen. Besonders wichtig ist dabei immer die altergemäße Sprache. So werden Ergebnisse der Kon - ferenzen und Abstimmungen in Bildtafeln kommuniziert. Warum ist Demokratiebildung schon im frühen Kindesalter wichtig? / Demokratie erfordert aktives Mitmachen. Doch wie de - mokratische Prozesse funktionieren, muss man lernen. Deshalb ist es wichtig, Kinder früh damit vertraut zu machen – und sie für Demokratie zu begeistern. Die Kita ist dafür ein wichtiger Ort. Denn hier können Kinder das Prinzip alltäglich erleben. Was gehört zu diesem Prinzip? / Schon früh stehen Kinder vor der Herausforde- rung, Probleme gemeinsam in einer Grup - pe zu lösen. Damit dies gelingt, müssen sie Schritt für Schritt lernen, ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, ihre Mei - nung zu sagen – und anderen zuzuhören. Zudem müssen sie lernen, Kompromisse zu schließen, um eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind. So erfah - ren Kinder schon im Kleinen, dass demo - kratische Prozesse funktionieren – und für ein gutes Miteinander sorgen. Welchen Wert hat die frühe Partizipati- on für unsere Gesellschaft? / Damit unse - re Demokratie auch in Zukunft lebendig bleibt, brauchen wir Menschen, die Lust haben, unsere Gesellschaft zu gestalten. Dazu sollten schon Kinder erfahren, dass ihr Tun etwas bewirkt und es sich lohnt, aktiv zu werden, sich mit anderen auszu - tauschen und Verantwortung zu überneh- men – zum Beispiel im Verein oder in der Schule und später im Ehrenamt oder im demokratischen Wahlsystem. „Wir brauchen Kompromisse für ein gutes Miteinander“ Interview mit Andrea Weller- Essers, Autorin von „WAS IST WAS: Demokratie“ „WAS IST WAS: Demokratie“, Tesloff, 14,95 Euro Johanniter / Juni 2025 / In Aktion 11
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