Johannitermagazin 2014/03 - page 7

johanniter 3/2014
Verkehrsteilnehmern. Manche Reisende sind
auch ohne Warndreieck und Warnweste unter­
wegs – und werden bei einer Autopanne so
selbst zu einer Gefahr. Dann sind die Stauhelfer
die Helden mitten im Reisefieber.
Ehrenamtlich für andere da
Auf der Raststätte Harz West macht eine vier­
köpfige Lüneburger Familie einen Zwischen­
stopp. Bis zum Ziel München sind es noch
gut 570 Kilometer. Für die seit Reisebeginn ab­
solvierten 200 Kilometer war die Familie
bereits mehr als drei Stunden unterwegs. Vor
Hannover ballte sich der Verkehr. „Und die
Leute fahren bei diesem Wetter wie Sau“,
entfährt es der genervten Mutter, während ihr
Mann das Picknick vorbereitet. Ein Rastplatz
und die Stauhelfer sind jetzt eine willkommene
Vorhersage für Pfingsten versprochen hat.
Bei Hildesheim biegt der kleine Motorrad-Konvoi auf die A7 Richtung Süden ein.
Mit etwa 90 Stundenkilometern eine angeneh­
me Reisegeschwindigkeit. Wolfgang Grüne­
berg fährt das Schlussfahrzeug, muss Sicht-
kontakt zu den anderen halten. Gleichzeitig
schweift sein Blick von links nach rechts, ob
irgendwo jemand Hilfe benötigt. Als ein Lkw
auf dem Standstreifen mit eingeschalteten
Warnblinklichtern in Sicht kommt, erfasst er
die Situation sofort: Hier wird keine Hilfe
benötigt. Alle Sinne sind geschärft, um gegebe­
nenfalls zügig reagieren zu können. An einer
Großbaustelle verdichtet sich der Verkehr,
die Fahrbahn führt auf die Gegenspur und
wieder zurück. Über eine Funkverbindung in
seinem Sturzhelm hat Grüneberg Kontakt
zu seinem Kollegen aus Minden-Ravensberg.
Andreas Beckmann an der Spitze verfolgt
den Polizeikanal. Bislang keine besonderen
Vorkommnisse.
Für alle Fälle gerüstet
„Manchmal sind wir diejenigen, die als erste zu
einem Unfall kommen“, berichten die Helfer.
Mit ihren schweren Maschinen sind sie schnell,
aber dennoch wendig genug, um gut durch
den Stau zu kommen. „Dann sichern wir den
Unfallort ab, geben per Funk durch, wohin
die Rettungsfahrzeuge müssen und wie die Situ­
ation vor Ort ist.“ Das sind die Extremfälle.
Ein kühler Kopf, Ruhe und Erfahrung werden
aber bei jedem Ernstfall gebraucht. Dann
dürfen die Stauhelfer auch von ihren Sonder­
rechten Gebrauch machen: Blaulicht einschal­
ten, auf dem Standstreifen fahren und sogar –
wenn der Verkehr völlig zum Erliegen ge-
kommen ist – gegen die Fahrtrichtung fahren.
Der Konvoi fährt Parkplätze an, um zu
sehen, ob Unterstützung benötigt wird, auch
dann, wenn kein Stau ist. Die Helfer schauen
sehr genau hin, vor allem auch neben und
unter Autos. Denn Grüneberg und Beckmann
haben in ihren Anfangsjahren schon mal
erlebt, dass ein Stauhelfer beim Vorbeifahren
einen Mann übersehen hatte, der nach einem
Schlaganfall neben seinem Auto lag. „Vier
Augen sehen eben mehr als zwei, und so konn­
ten wir dem Herrn auch rechtzeitig helfen.“
Die Palette medizinischer Notfälle, denen
die Helfer schon begegnet sind, ist breit: Sie
reicht von ausgetrockneten bis zu unterzucker­
ten, völlig erschöpften oder hysterischen
Motorleistung
Der überwiegende Teil der
Johanniter-Stauhelfer fährt die
BMW-Motorräder 1150 RT oder
1200 RT mit 70 kW (95 PS)
und 1130 ccm Hubraum bzw.
81 kW (110 PS) und 1170 ccm
Hubraum. Sie erreichen Spitzen­
geschwindigkeiten von bis
zu 223 Stundenkilometern.
Notfall-Ausrüstung
Neben notfallmedizinischer
Ausrüstung wie einem
Defibrillator zur Reanimation
und Beatmungshilfen be-
finden sich Kartenmaterial
sowie Erfrischungen für
erschöpfte Autofahrer in den
Seitenkoffern der Johanniter-
Stauhelfer.
Kraftpakete
für schnelle Hilfe
Sondersignale & Funk
Alle Motorräder der
Johanniter sind gebrauchte
Maschinen aus Beständen
des Bundes oder der Länder,
die mit Sondersignal-
(Blaulicht) und Funkanlagen
aufgerüstet wurden.
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In Aktion
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