Johannitermagazin 2014/03 - page 17

johanniter 3/2014
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Fürs Leben
Wenn der Sommer zu Ende geht,
zieht es die Liebhaber von Stein­
pilzen und Pfifferlingen wieder in
die Wälder. Beim Sammeln ist aber
Vorsicht geboten: Für Laien ist
es oft schwierig, essbare Speisepil­
ze von ihren giftigen Artgenossen
zu unterscheiden. Von den rund
10 000 Großpilzarten, die man im
Wald finden kann, sind nur etwa
1 000 genießbar – 150 dagegen giftig.
Wer trotz der klassischen Faust­
regel „Nur nehmen, was man
kennt“ versehentlich doch einmal
danebengreift, kann im schlimms­
ten Fall eine Pilzvergiftung erleiden.
Auslöser sind Pilzgifte, von denen
manchmal bereits kleinste Men­
gen genügen, um schwere Vergif­
tungserscheinungen hervorzurufen.
In Deutschland ist dafür in neun
von zehn Fällen der Knollenblätter­
pilz der Hauptverantwortliche.
„Wer nach einem Pilzessen an
Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbre­
chen, Durchfall, einer Gelbfärbung
der Haut oder Schweißausbrü­
Service
Pilzvergiftung –
Hausmittel im
Schrank lassen
chen leidet, sollte umgehend den
Rettungsdienst rufen“, empfiehlt
Dr. Jörg Oberfeld, Bundesarzt der
Johanniter-Unfall-Hilfe. Noch ge­
fährlicher ist es, wenn diese Symp­
tome erst Stunden oder sogar Tage
nach der gefährlichen Mahlzeit
auftreten. „Das Tückische an den
gefährlichsten Pilzvergiftungen sind
die teilweise sehr langen Latenz­
zeiten“, warnt Oberfeld.
Kein Salzwasser, keine Milch
Von vermeintlich hilfreichen Haus­
mitteln rät der Experte dringend
ab. Keinesfalls sollten die Betroffe­
nen durch Salzwasser oder Milch
versuchen, Erbrechen herbeizufüh­
ren. Auch Hochprozentiges soll­
te im Regal bleiben, weil Alkohol
im schlimmsten Fall die Wirkung
des Pilzgiftes verstärken kann. „Über
die Notrufnummer 112 sollte man
auf jeden Fall professionelle Hilfe
anfordern und Ruhe bewahren. Das
sind die besten Hilfsmittel“, sagt
Oberfeld.
Völlig tatenlos zusehen muss man
aber nicht. Ist das Opfer bewusstlos,
sollte es sofort in die stabile Seiten­
lage gebracht werden. Zur Unter­
stützung der Arbeit des Notarztes
empfiehlt es sich, vorhandene Reste
der Pilzmahlzeit oder auch einen
Teil von eventuell bereits Erbroche­
nem als Probe bereitzuhalten. So
können die Helfer die Art des Giftes
schnell feststellen und zielgenau ge­
eignete Gegenmaßnahmen einleiten.
Noch ein weiterer Hinweis zu
überkommenen Weisheiten: Im
Prinzip veraltet ist der Ratschlag,
dass man Pilzgerichte nicht wieder
aufwärmen darf. Dieser stammt
aus Zeiten, in denen Kühlschränke
noch nicht zum Standard einer
Küchenausstattung gehörten. Heut­
zutage kann man Reste von Pilz­
gerichten am Folgetag problemlos
ein zweites Mal erwärmen – sofern
sie nach der ersten Mahlzeit um­
gehend im Kühlschrank gelagert
wurden und auf mindestens 70 Grad
erhitzt werden.
Giftnotrufzentralen
Die Giftnotrufzentralen der
Bundesländer sind rund um
die Uhr erreichbar. Telefonisch
beantworten Ärzte an neun
Standorten in Deutschland
Fragen zur Giftigkeit von Subs­
tanzen sowie zur Vorbeugung
und Behandlung von Vergif-
tungen.
Die E-Mail-Adressen für nicht
akute Anfragen gibt es unter:
(Suche: „Giftnotruf”)
Foto: Fotolia
Hier die Notfall-Nummern:
Berlin 030 19240
Bonn 0228 19240
Erfurt 0361 730 730
Freiburg 0761 19240
Göttingen 0551 19240
Homburg/Saar 06841 19240
Mainz 06131 19240
München 089 19240
Nürnberg 0911 398 2451
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