Johannitermagazin 2014/03 - page 13

johanniter 3/2014
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In Aktion
der internationalen Gemeinschaft“, erklärt
Nicole Bergmann, Johanniter-Regionalbüro­
leiterin in Myanmar. „Wie sie selbst ein Feld
bewirtschaften, eigene Zuchtstationen aufbauen
und die Ernte lagern, müssen viele erst neu
lernen.“
Die Sorge um den Lebensunterhalt der
Rückkehrer ist ein Anliegen der Johanniter in
Myanmar. Ein anderes ist es, die gesundheitliche
Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Etwa
in der Gesundheitsstation im Dorf Mikaung,
vier Autostunden entfernt von Hpa-An, der Pro­
vinzhauptstadt des Karen-Staates. Von dort
aus werden die Straßen schnell zu Feldwegen.
Auch Flüsse und Steilhänge müssen auf dem
Weg in die ländliche Region passiert werden.
Die Gesundheitsstation ist eine von zwei medizi­
nischen Einrichtungen, die die Johanniter dort
im Osten von Myanmar gebaut haben. Die
soziale und medizinische Infrastruktur liegt
nach 60 Jahren Bürgerkrieg zwischen den Karen
und der Zentralregierung in Trümmern. Es gibt
kaum Zugang zu Trinkwasser, sanitären Einrich­
tungen, medizinischer Grundversorgung und
Bildung. Die Versorgungslage ist so schlecht, dass
viele Kinder an Unterernährung und Malaria
sterben.
Dank der neuen Gesundheitsstation in
Mikaung erhalten nun rund 4000 Menschen aus
den umliegenden Dörfern medizinische Hilfe.
Die meisten von ihnen leiden an Durchfall­
erkrankungen, ausgelöst durch verunreinigtes
Wasser. Neben der medizinischen Versorgung
leisten die Johanniter deshalb auch Aufklä­
rungsarbeit zu Themen wie Hygiene und
gesunder Ernährung. Ein neu gebohrter Brunnen
unterstützt zudem die Trinkwasserversorgung.
Mit Erfolg, wie die Krankenschwester der
Station, San Eah, voller Freude berichtet: „Seit
der Eröffnung der Station im vergangenen Jahr
hat sich der Gesundheitsstatus hier in der
Region enorm verbessert.“
Sandra Lorenz
„Die Johanniter sind hier
wirklich tief in den Bergen,
in konfliktträchtigen Gebieten
tätig, wo es an der Grundver­
sorgung fehlt. Hier sind Mit­
arbeiter der Johanniter unter­
wegs, um am untersten Ende
der medizinischen Versorgung
den Menschen zu einer
besseren Existenz zu verhelfen.“
Christian-Ludwig
Weber-Lortsch,
Deutscher Botschafter
in Myanmar
Vorsorgeuntersuchungen für schwangere Frauen
sind ein wichtiger Bestandteil in den neuen
Gesundheitsstationen der Johanniter.
60 Jahre Bürgerkrieg in Myanmar
Myanmar ist ein Vielvölkerstaat: 135 eth-
nische Gruppen sind offiziell anerkannt.
Eine der Minderheiten sind die Karen. Rund
1,4 Millionen Menschen gehören zu dieser
im Osten des Landes lebenden Bevölke-
rungsgruppe. Seit der Unabhängigkeit
Myanmars im Jahr 1948 kämpfen die Karen
für ein unabhängiges Land. Dieser Konflikt
ist damit der bis heute am längsten wäh-
rende auf der Welt. Ein Waffenstillstand
im Jahr 2012 dämmte die Gewalt zwar ein,
jedoch kommt es bis heute immer wieder
zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Rund 400 000 Menschen in Myanmar
wurden aufgrund ethnischer Konflikte
vertrieben, drei Millionen flüchteten in die
Nachbarländer.
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