Johannitermagazin 2014/03 - page 10

johanniter 3/2014
Hochwasserhilfe
Fall für Fall
Die Hilfsbereitschaft war
groß nach der Hochwas­
serkatastrophe im Juni
des vergangenen Jahres.
Ganze Regionen in Süd-
und Ostdeutschland waren
betroffen. Mit ihrem
Projektbüro für Hochwas-
serhilfe leisten die
Johanniter seither Einzel-
fallhilfe für Privatpersonen,
Kleinstgewerbetreibende
sowie gemeinnützige
Vereine und soziale Ein-
richtungen.
Auf dem Nachhauseweg von der
Arbeit kaufte Irina Bretzendorfer am
4. Juni zehn Brötchen. „Warum
ich gleich so viele gekauft habe, weiß
ich selbst nicht“, sagt die 55-Jährige,
die allein mit ihrem Mann lebt.
Am Abend kam dann das Wasser
in ihre Heimatstadt Deggendorf bei
München. „Von zwei Seiten strömte
die braune Brühe heran“, berichtet
ihr Ehemann Karl. „Ich wollte noch
die Haustür zudrücken – vergebens,
der Wasserdruck war zu stark.“ Die
Bretzendorfers schnappten sich die
zehn Brötchen und eilten auf den
Dachboden. Von dort konnten sie
zusehen, wie das Haus bis auf
2,10 Meter Höhe volllief.
„Wir hatten auf dem Speicher
noch ein altes Bett und zwei Sofas
stehen“, erzählt Irina Bretzendorfer.
„So hatten wir Plätze zum Schlafen.“
Nach elf Tagen sank das Wasser
im Erdgeschoss, nach 13 Tagen
konnten die Bretzendorfers wieder
runter. Ihre Einrichtung war zerstört
und musste komplett entsorgt
werden. Um den verlorenen Haus­
rat ersetzen zu können, erhielt
das Ehepaar 3.600 Euro von den
Johannitern.
Mobile Berater kommen
Das Ehepaar Bretzendorfer konnten
die Johanniter im Rahmen ihrer
Einzelfallhilfe für bedürftige Privat­
personen und Kleinstgewerbetrei­
bende unterstützen. Diese Hilfe wird
nachrangig erbracht, also in Fällen,
in denen Schäden nicht durch
Versicherungsleistungen, staatliche
Leistungen oder andere Zuwen­
dungen abgedeckt sind. In Leipzig
haben die Johanniter dafür ein
Projektbüro für Hochwasserhilfe
eingerichtet. Ein Team prüft dort die
Anträge von Geschädigten. Zusätz­
lich sind in den betroffenen Regio­
nen sieben mobile Mitarbeiter unter­
wegs, damit die Menschen Beratung
und Hilfe vor Ort bekommen. Die
finanziellen Mittel für diese Art der
Fotos: ADH/Timm Schamberger, Julian J. Rossig
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