

In Aktion
johanniter 1/2017
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Foto: David Brazier
„Ich bin nicht glücklich über meine Situation,
aber ich habe keine andere Option“, sagt
Jestina Pellu und lässt beide Hände auf ihrem
runden Bauch ruhen. Die 38-jährige ist im
sechsten Monat schwanger und allein für ihre
drei Kinder verantwortlich. „Ein paar Och
sen wären schön, damit ich mein Feld pflü
gen kann“, sagt sie bescheiden. Lucky, Victor
und Success heißen ihre Söhne, doch deren
Namen sind mehr Hoffnung als Programm.
Jestina Pellus Mann ist 2010 an Aids gestorben,
sie ist ebenfalls mit dem Virus infiziert. Ihr
zweiter Mann hat sie kürzlich schwanger im
Stich gelassen. Sie muss jeden Tag kämpfen,
um ihre Familie durchzubringen.
Um auf Menschen wie Jestina Pellu auf
merksam zu machen, haben sich die Johan
niter mit anderen Hilfsorganisationen zusam
mengetan. Mit einer Kampagne rücken sie
vergessene Krisen weltweit in den Blick. Die
Johanniter selbst stellen Simbabwe in ihren
Fokus. Einst die Kornkammer Afrikas, kämpft
das Land nun gegen Mangelernährung und
Hunger. Eine Dürreperiode verschlimmert seit
2014 die Lage der Menschen weiter, auch die
von Jestina Pellu im südöstlichen Distrikt Chi
pinge. Hunger wurde ein ständiger Begleiter,
da auf ihrem Feld nichts mehr wuchs. So hat
sich die Maisernte in den vergangenen Jah
ren halbiert. Zeitweise litt laut den Vereinten
Nationen rund ein Drittel der 13 Millionen Ein
wohner des Landes an Unterernährung.
Seit Kurzem kann Jestina Pellu Sorghum-
Hirse anbauen. Die Aussaat hat sie von einem
kürzlich auf dem Markt erworbenen Sack des
Getreides abgezweigt. Das Geld dafür erhielt
sie über ein Bargeld-Programm der Johanni
ter, mit dem besonders von Hunger gefährdete
Familien während der Trockenzeit unterstützt
werden. Jestina bekommt rund 24 US-Dollar
pro Monat, davon kann sie Grundnahrungs
mittel kaufen und sich und ihren Kindern zwei
Mahlzeiten pro Tag ermöglichen. Langfristig er
hält sie Beratung in der Landwirtschaft für eine
adäquate Ernährung und Unterstützung zum
Bau einer Latrine, um die hygienischen Bedin
gungen zu verbessern,
Tommy Ramm
Mit der Sorghum-
Hirse als Saatgut
kann Jestina Pellu
ihr Feld wieder
bestellen.
Simbabwe
Für eine
bessere Zukunft
Werden Sie ein #nichtvergesser!
#nichtvergesser ist eine gemeinsame Initiative
von internationalen Hilfsorganisationen wie
den Johannitern. Unterstützt wird sie vom
Auswärtigen Amt. Unter dem Motto „Krisen
vergessen heißt Menschen vergessen“ ruft die
Kampagne auf, sich mit vergessenen huma-
nitären Krisen auseinanderzusetzen. Bis zum
Sommer 2018 wollen die Initiatoren 100.000
Stimmen gegen das Vergessen von Menschen
sammeln. Das dokumentierte Ergebnis soll an
UN-Generalsekretär António Guterres über-
geben werden. Wer auch ein Zeichen setzen
möchte, kann auf
www.nichtvergesser.deein
Foto von sich hochladen – mit einem Knoten
als Zeichen des Nichtvergessens.
Mit einer Kampagne gegen vergessene Krisen
schauen die Johanniter dorthin, wo die Medien
es nicht tun. Dafür werden Gleichgesinnte
gesucht.