Renate Kallus besucht für
die ­Johanniter-Unfall-Hilfe unter
­anderem demenziell erkrankte
Senioren. Dabei ist sie nicht allein:­
Ihr Hund Tomàs schafft ganz
­spielerisch, was Menschen allein
oft nicht gelingt.
Einmal die Woche macht sich Renate Kallus
auf den Weg zu Frau Berdux. Wenn sie
­dann im Wohnzimmer der 89-Jährigen steht,
kommt es nicht selten zu einem fragenden
Blick: „Wer ist die Frau in meiner Wohnung?“
Dabei besucht Renate Kallus die Seniorin
bereits seit drei Jahren.
Frau Berdux leidet an Demenz, neue
­Eindrücke verschwinden. Wenn sich aber
Hund Tomàs an Renate Kallus vorbeidrückt
und auf Frau Berdux zuläuft, verändert sich
Leser im Porträt
Ein paar
Stunden
Freude
Fotos: Elsbeth Berdux, Andrea Winter
das Gesicht der alten Dame. „Ihre Augen
strahlen, ihr geht das Herz auf und sie lacht“,
erzählt Renate Kallus. Das Tier hilft ihr,
Kontakt aufzunehmen. „Wir haben sofort ein
gemeinsames Thema und umgehen Berüh­
rungsängste“, so Renate Kallus. Gerade die
entspannte Atmosphäre und Leichtigkeit sind
es, die sie für ihre ehrenamtliche Arbeit bei
den Johanniter braucht. Die Streicheleinheit
mit Tomàs tut der Seniorin gut.
Zuhören und Trost spenden
Vor 14 Jahren entschied sich Renate Kallus,
dass sie mehr will als nur ihren damaligen
Halbtagsjob als Bürokraft. Etwas mit und
­für Menschen sollte es sein. Sie entdeckte die
Hospizarbeit, belegte Kurse und engagierte
sich ehrenamtlich. Schon da beobachtete sie,
dass „ihre älteren Herrschaften“ positiv auf
ihre damalige Hündin reagierten. Sie zog von
Geilenkirchen nach Marburg, meldete sich
bei der örtlichen Freiwilligenagentur und
wurde an die Johanniter vermittelt. Es folgte
ein weiterer Kurs: Neben der Rolle der
Freiwilligenarbeit lernte sie hier viel über ver­
bale und nonverbale Kommunikation, über
Pflege am Lebensende und Trauerbegleitung.
Und sie fand ihre Klienten: Senioren, die am
Vergessen leiden, Demenzkranke. Denen
bringt die 61-jährige Rentnerin vor allem zwei
Dinge entgegen: Aufmerksamkeit und Ver­
ständnis. „Ich zeige ihnen, dass sie nicht allein
sind. Gebe ihnen den Raum und die Zeit,
­zu reden.“
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johanniter 3/2013
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