

johanniter 2/2017
Spur. Kein Wunder: Früher habe sie selbst
einen Schäferhund gehabt, erzählt die 81-Jäh-
rige. Gleichzeitig greift die Seniorin in eine
Dose, nimmt ein Stückchen Wurst heraus
und reicht es Lissi. Das sei ein Bestandteil der
Aufgabe für die Damen, erklärt Hundeführer
Alexander Lenz.
So geht es reihum von Frau zu Frau, mal
schneller und mal weniger, mal mit der rech-
ten Hand, mal mit links. Eine Runde singen
zwischendurch. Liane Rahn schmettert text
sicher „Im Märzen der Bauer“.
Mehr als nur eine Abwechslung
„Hunde in tiergestützter Intervention“ heißt der
Dienst offiziell, den die Johanniter seit 2006
anbieten. Weniger förmlich darf man auch
„Besuchshunde“ sagen. Diese sollen Menschen
mit besonderen Bedürfnissen – wie Älteren,
Menschen mit körperlichen oder geistigen
Seit gut zehn Jahren liefern unsere
Hunde im Therapieeinsatz Lebens-
freude frei Haus. Ehrenamtliche
leisten diesen Dienst für Senioren,
Menschen mit Behinderungen
und Kinder. Ein Besuch im mittel-
fränkischen Hilpoltstein.
Mit bedächtigen Schritten, die Hände fest am
Rollator, läuft Liane Rahn durchs Foyer. In
Jeans und Bluse gekleidet, mit einem Reif die
Haare gebändigt und Vorfreude im Gesicht, ist
die 88-Jährige unterwegs zu einer besonderen
Gruppenstunde. Im Sozialen Kompetenz-
Zentrum im fränkischen Hilpoltstein wird
Liane Rahn gleich gemeinsam mit sechs wei-
teren Bewohnerinnen des Hauses eine tier
gestützte Gruppentherapie erleben. Luna, den
wuscheligen Bolonka, und dessen Frauchen
Regina Gumler kennen die Damen bereits.
Lissi, die dreijährige Retriever-Hündin, und
ihr Herrchen Alexander Lenz sind zum ersten
Mal dabei.
Tiere öffnen Herzen
Frank Krebel, der Leiter der Einrichtung, hat
das Angebot der tiergestützten Intervention
von den Johannitern im Regionalverband
Mittelfranken gebucht. Nicht nur, damit die
Bewohner Abwechslung in ihrem Alltag ha-
ben. „Die Tiere öffnen Herzen“, weiß er. Hatte
er doch vor Längerem seinen eigenen Hund
mit ins Wohnheim genommen und dabei be-
obachtet, wie die Bewohner meist mitgelaufen
sind. Wenn sich die Senioren mit den Hun-
den beschäftigen, „dann sind sie ganz dabei,
konzentriert, viel wacher und sie beteiligen
sich“. Angesichts ihres hohen Alters, ihres
körperlichen und geistigen Zustands bedeu-
tet das ein Stück Lebensqualität. Einmal im
Monat findet deshalb eine Therapiestunde
mit Hunden statt, ein weiteres Mal pro Monat
kommen andere Tiere wie Esel, Ziegen oder
Hühner zum Einsatz.
Während Luna ganz ungeniert bei der
86-jährigen Elfriede Prommersberger auf dem
Schoß Platz nimmt, sich in den Arm nehmen
und das Fell streicheln lässt, sitzt Lissi auf ih-
ren Hinterläufen ganz ruhig vor Martha Haus-
mann und gibt Pfötchen. Von Fremdeln keine
Bei Elfriede Prommersberger fühlt sich die wuschelige Luna
wohl. Und die Seniorinnen leben auf, wenn sie die Hunde
streicheln.
Fotos: Tina Merkau
In Aktion
6