

johanniter 2/2017
„Ohne Johanniter wäre das über-
haupt nicht zu schaffen!“, sagt Jan
von Campenhausen und meint da-
mit in erster Linie die Sanitäts- und
Rettungsdienste, mit denen die
JUH-Profis die Großveranstaltungen
in diesem Reformationssommer in
der Stadt absichern – und selbst viel
zum Programm beitragen (siehe Hin-
weis S. 12). Der Theologische Direk-
tor der Evangelischen Wittenbergstif-
tung befindet sich da, wo die Fäden
des Lutherjahres 2017 zusammenlau-
fen. Was dabei in den kommenden
Monaten so alles schiefgehen könnte
– vomWetter über unerwartete Besu-
cherströme bis hin zu allerlei tech-
nischen Pannen – hat wohl kaum
jemand so gut vor Augen wie er.
Gestresst wirkt er trotzdem nicht. Im
Gegenteil: Er lässt es sich nicht neh-
men, eine Gruppe von Fördermit-
gliedern der Johanniter-Unfall-Hilfe
höchstpersönlich von der Thesentür
an der Schlosskirche durch die Alt-
stadt bis zum Lutherhaus zu führen:
„Quasi den Weg zurückgehen, den
Luther am 31. Oktober 1517 gegangen
ist, um seine Thesen an die Tür der
Schlosskirche zu nageln“.
Den Geist der Reformation spüren
Neben seinem Fulltime-Job enga-
giert sich von Campenhausen eh-
renamtlich im Johanniterorden. Bei
seiner Stadtführung geht es ihm des-
halb auch darum, zu zeigen, wie die
Geschichte der Johanniter und der
Geist der Reformation miteinander
verbunden sind. „Indem Luther die
damals herrschende Papst-Kirche
als lebensfern, machtbesessen und
menschenfeindlich kritisierte, berei-
tete er den Weg für alle, die bis heu-
te überzeugt sind, dass Nächstenlie-
be nicht nur gepredigt, sondern auch
Den Besucheransturm des Kirchentages hat Lutherstadt
Wittenberg eben erst überstanden. Auf den nun folgenden
„Sommer der Reformation 2017“ stimmt ein historischer
Stadtspaziergang mit Fördermitgliedern ein.
In der frisch renovierten Schlosskirche befindet sich auch
das Grab Martin Luthers.
Jan von Campen-
hausen mit Förder-
mitgliedern vor der
Schlosskirche in
Wittenberg.
Luther als Wegbereiter
für alle, die Nächsten-
liebe praktizieren.
getan werden will.“ Während von
Campenhausen das sagt, lenkt er die
Aufmerksamkeit seiner Zuhörer in
der Schlosskirche auf ein Porträt von
Johann Hinrich Wichern. Der Ham-
burger Theologe hatte in Wittenberg
auf dem ersten Evangelischen Kir-
chentag überhaupt eine programma-
tische Rede vor den versammelten
Vertretern der Landeskirchen gehal-
ten. Im Revolutionsjahr 1848 forder-
te er, die Evangelische Kirche müsse
sich um die Notleidenden im Volke
kümmern.
Damit legte Wichern den Grund-
stein für die Gründung der Diako-
nie, oder, wie von Campenhausen
es nennt, den „praktischen Arm der
Evangelischen Kirche“, zu
dem auch die Johanniter-
Unfall-Hilfe gehört. Als der
Johanniterorden dieses
Ordenswerk 1952 gründete,
hatte er damit vor allem
Fotos: Nikolaus Brade
In Aktion
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