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johanniter 4/2017

ner Africa Inland Church und mit Mitteln des

Auswärtigen Amtes betreiben. Natürlich ist es

nicht mit einem deutschen Krankenhaus zu

vergleichen. Aber es gibt einen zentralen Ort,

an dem man sich registrieren kann und dann

in Fachabteilungen wie Orthopädie, Augen-

heilkunde und die Geburtsstation verteilt wird,

wo die Johanniter die Neugeborenen auch

gegen Krankheiten impfen. Außerdem gibt

es einen Trakt, wo Menschen nach kleineren

Operationen ein paar Nächte bleiben können.

Wie muss man sich die Geburtsstation dort

vorstellen?

Es gibt einen großen Raum, in dem die Frauen

auch während einer Geburt allenfalls durch

eine Trennwand etwas voneinander abge-

schirmt sind. Manchmal finden dort bis zu

30 Frauen mit ihren Neugeborenen gleich­

zeitig einen Platz.

Was machen die Kinder, wenn sie älter sind?

Sie können zur Schule gehen, wobei es für

weiterführende Schulen nur wenige Plätze gibt.

Für ganz besonders helle Köpfe gibt es sogar

ein paar Stipendien in Kenias Hauptstadt

Nairobi. Aber selbst diese wenigen Auserwähl-

ten müssen nach ihrer Ausbildung wieder zu-

rück ins Camp, wo es für sie aber keine passen-

den Jobs gibt. Das ist ein riesiges Problem, denn

die kenianische Regierung ist extrem darauf

bedacht, die Flüchtlinge im Camp zu halten.

Wie verbringen die Erwachsenen ihre Tage?

Das ist ein bisschen wie bei den Flüchtlingen,

die in Deutschland ankommen: Zu Anfang

gibt es viele Behördengänge. Die Leute, die

länger dort sind, versuchen dann oft, irgend-

wie Handel zu treiben oder ein kleines

Geschäft aufzumachen. Oder sie nehmen

die Weiterbildungsangebote an, die dort von

Hilfsorganisationen angeboten werden. An-

schließend können sie dann beispielsweise als

Schneider oder Friseur in Kakuma arbeiten.

Empfinden Menschen, die in dem Lager auf-

gewachsen sind, Kakuma als Heimat oder als

Durchgangsstation?

Für diejenigen, die jetzt in der zweiten Gene-

ration dort leben, ist es notgedrungen Heimat

geworden. Aber ich habe mit vielen Frauen

gesprochen, deren Flucht noch nicht so lange

zurückliegt. Und die hoffen, dass Kakuma eine

Übergangsstation sein wird. Sie wollen entwe-

der zurückgehen, weiter in ein anderes Land

ziehen oder sich in Kenia ein Leben aufbauen.

Hat Sie nach Ihrer Rückkehr ein Erlebnis

nachhaltig beschäftigt?

Ja, ein Gespräch mit einer 15-Jährigen, die

gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte.

Hochschwanger war sie unter dramatischen

Umständen aus dem Südsudan geflüchtet und

nun war da niemand, der sich um sie küm-

merte. Das Baby war eine Frühgeburt und

die Krankenschwestern versuchten, dem Mäd-

chen das Stillen beizubringen.

Woran fehlt es in Kakuma besonders und

wofür werden Spendengelder benötigt?

Ganz Nordkenia hat dieses Jahr wieder eine

furchtbare Dürreperiode erlebt. Wasser und

Nahrungsmittel sind sowohl im Camp als

auch in den umliegenden Dörfern extrem

knapp. Deshalb haben die Johanniter gerade

die Nahrungsmittelversorgung, insbesondere

für Schulkinder in der Region, noch einmal

ausgeweitet. Auch wenn wir denen, die schon

lange in Kakuma leben, keine schnelle Lösung

anbieten können, versuchen wir, ihr Leben

in diesem Provisorium ein bisschen besser zu

machen. Damit sie ihre Kraft und Hoffnung

nicht verlieren.

Interview: Sigrun Matthiesen

Weitere Informationen unter:

www.johanniter.de/geburtsstation-kakuma

Fotos: Axel Fassio

Spenden Sie, wenn Sie die Arbeit der

Johanniter in Kenia unterstützen möchten:

Spendenkonto

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN DE94 3702 0500 0433 0433 00

Stichwort: Geburtsstation Kakuma

In der Geburts-

station in Kakuma

gibt es nur wenig

Privatsphäre.

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