johanniter 3/2013
Ein Zuhause im Alter
Das Johanniter-Haus in Lüden-
scheid ist eine von ins­ge­samt
93 Altenpflege­einrichtungen
der Johanniter Seniorenhäuser
GmbH. Als frei­gemeinnützi-
ger Träger sind die Johanniter
Mitglied im Diakonischen
Werk der evangelischen Kirche.­
„Christliche Nächstenliebe­
verbindet sich bei uns mit
hoher Pro­fessionalität“,
sagt Einrichtungsleiterin Eva
Manns. „Zu unserem Pro-
gramm gehören Themenaben-
de genauso wie Spielerunden
und Denksport für demenziell
erkrankte Bewohner.“ Die
Pflegewohnbereiche verteilen
sich auf vier Etagen. Es gibt
70 Einzelzimmer und zwei
Doppelzimmer.
Über seinen Antrag hatte Helmut vorher mit
niemandem gesprochen, auch nicht mit seinen
Söhnen. Vielleicht folgt schon bald die Heirat –
der Ortspfarrer hat dem Paar eine Haus­hoch­
zeit angeboten. Der kirchliche Segen ist den
beiden das Wichtigste.
Schon jetzt seien sie fast wie ein altes Ehe­
paar, findet Helmut und meint das nur positiv.
Er holt seine Irene morgens zum Frühstück
ab, sie sitzen bei den Mahlzeiten nebeneinan­
der, machen es sich nachmittags in Irenes
Zimmer gemütlich, unterhalten sich, lachen,
schauen fern oder lesen in Helmuts Kommen­
taren zur Bibel. Am Abend verabschieden
sie sich zur Nacht. Pflegeassistent Kay Sebastian
Schütter kennt das Ritual: „Herr Trimpop sagt
immer: ‚Gute Nacht, mein Schatz, schlaf schön
und träum was Süßes‘ und gibt ihr einen
Kuss – da geht einem doch das Herz auf.“
Zusammenziehen? Erst nach der Hochzeit!
Im vergangenen Mai ist der 89-Jährige fest
ins Johanniter-Haus eingezogen, damit er mit
Irene täglich zusammen sein kann. Vorher
hieß es für ihn Bus fahren, drei Stationen, um
seine Freundin zu besuchen. Eine Anstrengung,
die er fast täglich auf sich nahm. „Manchmal
hat er mich dann mit zu sich nach Haus ge­
nommen“, erzählt Irene von ihren Ausflügen.
Noch haben die beiden kein Doppelzim­
mer im Johanniter-Haus bezogen, Irene will
noch auf die Hochzeit warten. Danach kann
sie sich das gut vorstellen. „Aber leider ist
meine­Ver­lobte nicht nur mit mir fast verhei­
ratet, sondern auch mit ihrem Fernseher“,
scherzt Helmut und stupst seine Liebste in
die Seite. Die bringt er so zum Lachen. Wenn
beide mal in einem Zimmer wohnen, sagt
Helmut, würde er sogar ihre Lieblingsserie
„Rote Rosen“ mit anschauen.
Ein tiefes Zusammengehörigkeitsgefühl,
Vertrauen, Zärtlichkeit und gegenseitige Unter­
stützung – auf diesen Säulen steht die junge
Beziehung der beiden Senioren. Er springt ein,
wenn ihr die Worte fehlen. Sie manövriert
ihn sanft in die richtige
Richtung, wenn ihn seine
Augen im Stich lassen. Vor
einem halben Jahr saßen
beide am Sterbebett von
Irenes Schwester. Sie teilen
nicht nur die glücklichen
Momente miteinander.
Ihre Liebe, sagen sie, sei
ein Gottesgeschenk. Dadurch gestärkt lasse es
sich besser leben. „Und sterben, wenn es denn
mal sein muss“, sagt Helmut. Aber daran
denken die beiden noch lange nicht.
Tonja Knaak
Gemeinsam Kaffee trinken, eine Runde durch den Garten
gehen: Rituale geben Helmut Trimpop und Irene Eckhardt Halt.
„Leider ist sie nicht nur
fast mit mir verheiratet,
sondern auch mit
ihrem Fernseher.“
8
In Aktion
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...32