

johanniter 3/2017
spräch, wann und wo der Einkauf
für gewöhnlich erledigt und wel-
ches Waschmittel benutzt wird. Wir
lassen uns auch genau erklären, wo
die Wäsche aufgehängt wird. Wenn
jemand also nicht möchte, dass die
Unterwäsche auf dem Balkon hängt,
dann machen wir das natürlich
nicht. Wir versuchen, die vertraute
Pflege, so weit es geht, eins zu eins
zu ersetzen, und passen uns ganz
den Wünschen an. Es sollen keine
Probleme entstehen, weil wir ein
anderes Waschmittel nehmen.
Wenn es um Dinge wie Körperpfle-
ge oder Hilfe beim Anziehen geht,
was sind da Ihre Kniffe?
Natürlich hat jeder Hemmschwellen.
Diese Ängste sehen wir den Klien-
ten manchmal schon an. Humor
hilft dabei viel: Ich habe auch schon
mal zu einer Klientin gesagt: „Wis-
sen Sie, wie viele nackte Menschen
ich am Tag sehe? Ich komme ja
nicht, um Models für einen Schön-
heitswettbewerb auszuwählen, son-
dern um Ihnen zu helfen, so, wie Sie
eben sind.“ Das Krankenschwester-
Gen bringt es eher mit sich, dass
man schaut, ob irgendwo etwas
an der Haut auffällig ist, um dann
einen fachlichen Rat zu geben. An-
gehörige denken bei einer Rötung
in der Bauchfalte vielleicht, dass das
wieder von alleine weggeht. Wir re-
agieren bei Bedarf und legen etwa
eine Kompresse ein oder reden mit
dem Hausarzt, damit er eine Salbe
verordnet. Daran erkennen die Kun-
den unsere Erfahrung, dass wir so
etwas jeden Tag machen und jeden
so annehmen, wie er ist. Das ist ein
großer Türöffner.
Bekommen Sie nach einem Einsatz
positive Rückmeldungen?
Viele Kunden, die anfangs Bedenken
hatten, wollen nach dem ersten Ein-
satz, dass wir öfter wiederkommen.
Manchmal ergibt sich aus einer Ver-
hinderungspflege sogar der Wunsch,
dass wir beispielsweise die Körper-
pflege regelmäßig übernehmen. Die
Angehörigen sind manchmal auch
überrascht, dass der Partner tatsäch-
lich in guten Händen ist und ihnen
dadurch Arbeit abgenommen wird.
Ich höre wirklich oft von den Leu-
ten: „Schön, dass Sie da sind.“
Fallen Ihnen Situationen ein, in de-
nen Sie jemandem das Leben etwas
leichter gemacht haben?
Es gab da beispielsweise ein Ehe-
paar, wo die Frau ihren halbseitig
gelähmten Mann zu Hause gepflegt
hat. Nach einem Sturz musste sie ins
Krankenhaus und durch die Verhin-
derungspflege war es möglich, dass
der Mann trotzdem während dieser
Zeit weiter zu Hause leben konnte.
Wenn sich Mandy Leuner um Peter Poitschke kümmert, weiß auch
dessen Frau Helga, dass er bestens versorgt ist.
Nachdem die Frau aus dem Kran-
kenhaus entlassen war, haben wir
die Familie dann regelmäßig unter-
stützt. Bei einem anderen Ehepaar
konnte die Frau das Haus nicht
ohne Hilfe verlassen. Und der Mann
lag auf der Intensivstation. Durch
unsere Arbeit konnte sie ihn regel-
mäßig besuchen. Das hätten die
Kinder, die weiter weg wohnen und
berufstätig sind, nicht leisten kön-
nen. Manchmal muss erst etwas Ein-
schneidendes passieren, damit die
Angehörigen Hilfe in Anspruch neh-
men. Haben sie aber erlebt, was für
eine Entlastung das ist, wollen die
meisten nicht mehr darauf verzich-
ten.
Interview: Sigrun Matthiesen
Informationen und Kontakt
Ein Video-Interview mit
Mandy Leuner sowie weitere
Informationen zur Verhinde-
rungspflege und regionalen
Verfügbarkeit gibt es im
Internet:
www.johanniter.de/ verhinderungspflegeoder bei
unserem kostenlosen Service-
Telefon: 0800 32 33 800.
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