

johanniter 3/2017
fremde Person, die dann Einblick
bekommt in den Haushalt und die
gesamte Lebenssituation der Leute.
Verständlicherweise müssen unse-
re Kunden da erst mal Vertrauen
fassen und das Gefühl bekommen,
dass wir miteinander zurechtkom-
men. Die Sorgen machen sich meist
beide: der zu Pflegende genauso wie
der Ehepartner oder pflegende An-
gehörige.
Wie schaffen Sie es als Pflegekraft,
das nötige Vertrauen aufzubauen?
Ich bringe jahrelange Berufserfah-
rung und viel fachliches Wissen mit
und trete entsprechend professio-
nell auf. Außerdem bin ich aufge-
schlossen, freundlich und auch bei
Problemen immer ansprechbar. All
das hilft, Ängste abzubauen. Fast
immer gibt es ein Vorge-
spräch, damit wir wis-
sen, welcher Pflegebedarf
besteht, was zu beachten
ist und welche Wünsche
die Klienten haben. Wenn
also jemand sagt: „In zwei
Wochen fährt meine Tochter in den
Urlaub, könnten Sie in der Zeit den
wöchentlichen Einkauf für mich
übernehmen und die Wäsche?“,
dann klären wir schon im Vorge-
Fast zwei Drittel der Pflege
bedürftigen werden von
Angehörigen betreut. Die
Verhinderungspflege er-
möglicht eine Auszeit von
dieser fordernden Tätigkeit.
Mandy Leuner von den
Johannitern im sächsischen
Heidenau weiß um die
Bedürfnisse ihrer Kunden.
Frau Leuner, wer nimmt die Verhin-
derungspflege in Anspruch?
Wer sonst zu Hause gepflegt wird,
empfindet die ebenfalls mögliche
Kurzzeitpflege, die in einer Pflege-
Einrichtung geleistet wird, oft als
Vorstufe zum Heim. Bei der Ver-
hinderungspflege dagegen kann
man zu Hause bleiben. Die meisten
Klienten brauchen uns dabei nur
für ein oder zwei Stunden täglich,
manchmal auch länger, aber grund-
sätzlich sollen die Einsätze bei Ver-
hinderungspflege nicht länger als
acht Stunden pro Tag sein.
Welche Gründe haben die Angehö-
rigen?
Meist brauchen die pflegenden An-
gehörigen mal Zeit für sich. Sei es,
weil sie in Urlaub fahren wollen
oder wichtige Termine haben, etwa
beim Arzt, wo der zu Pflegende
nicht mit kann. Dafür ist die Verhin-
derungspflege ausdrücklich auch ge-
dacht: Der Pflegende bekommt eine
kurze Auszeit von seiner fordernden
Tätigkeit. Verhinderungspflege kann
auch Begleitung außer Haus oder
Hausarbeiten umfassen.
Wie ist es für pflegende Ehepartner,
jemand anderen in die sehr intime
Pflegesituation hereinzulassen?
Viele tun sich schwer damit, wenn
sie zum ersten Mal die Verhinde-
rungspflege in Anspruch nehmen.
Schließlich bin ich ja erst mal eine
„Wir versuchen, die
vertraute Pflege eins zu
eins zu ersetzen.“
Mandy Leuner ist exa-
minierte Pflegefachkraft
in der Sozialstation der
Johanniter im sächsischen
Heidenau.
Fotos: Christian Thomas
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