

johanniter 3/2017
Mahmud haben die Johanniter eine Ausbildung
ermöglicht. Er hat seine Chance genutzt.
Viele Flüchtlinge aus Palästina leben
schon seit Jahrzehnten in liba
nesischen Camps. Die Johanniter
unterstützen jetzt 120 Jugendliche
mit und ohne Behinderung bei der
Suche nach Arbeit.
Gemessen an der Gesamtbevölkerung hat kein
Land mehr Flüchtlinge aufgenommen: Fast je-
der Dritte im Libanon ist Migrant. Die meisten
stammen aus Syrien. Doch es leben auch rund
450.000 Palästinenser in dem kleinen Land am
Mittelmeer, einige schon seit 1948. Rund die
Hälfte von ihnen harrt in einem von zwölf
überfüllten Camps aus.
Mahmud ist im Camp Rashidieh im Süden
des Libanon aufgewachsen. Seine eigentliche
Heimat kennt der 17-Jährige, der auf den Roll-
stuhl angewiesen ist, nicht. Die verwinkelten
Gassen und holprigen Wege im Camp sind für
ihn kaum befahrbar. Bevor er ins Programm
der Johanniter aufgenommen wurde, lebte er
zurückgezogen bei seinen Eltern – ohne Aus-
bildung und mit dem Gefühl, nutzlos zu sein.
Eine Berufsausbildung ändert alles
„Die meisten Palästinenser haben keine Erlaub-
nis, außerhalb der Camps zu arbeiten. Deshalb
sind sie bis heute auf internationale Unterstüt-
zung angewiesen“, erklärt Walter Berier, Regio-
nalbüroleiter der Johanniter-Auslandshilfe für
den Nahen Osten.
Mit ihrem neuen Berufsausbildungspro-
gramm, finanziert durch das Bundesministe
rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung, wollen die Johanniter dies än-
dern. 120 Jugendliche, die Hälfte von ihnen lebt
mit einer körperlichen oder geistigen Behin-
derung, erhalten derzeit eine Berufsausbildung
an einer libanesischen Berufsschule, etwa zum
Friseur, zur Buchhalterin, zum Koch oder zur
Libanon
Der Jugend
eine Chance
Foto: Fritz Schumann
Kellnerin. Zuvor hatten die Johanniter und
ihre Partnerorganisation Naba’a untersucht, in
welchen Bereichen es Arbeitsplätze gibt – auch
für Menschen mit einer Behinderung. Nach
einer sechsmonatigen Ausbildung werden die
Jugendlichen bei der Suche nach einem Prak-
tikum oder Job unterstützt. „Manche wollen
auch ein eigenes Geschäft eröffnen. Hier helfen
wir mit Kleinkrediten“, erläutert Berier das Ziel
des Programms: Flüchtlinge sollen integriert
werden und selbst Geld verdienen können.
Mahmud hat eine Ausbildung zum Techni-
ker gemacht und unterstützt nun seinen Vater
in dessen Geschäft. Dort setzt er Handys und
andere elektronische Geräte instand. „Ich liebe
Computer. Schon seit meiner Kindheit reparie-
re ich gerne Sachen“, sagt der 17-Jährige. „Ohne
die Ausbildung hätte ich diese ganzen Kennt-
nisse nie erworben.“
Sandra Lorenz
Zur Dokumentation des Projekts
wurde
eine Ausstellung beim Deutschen Evan-
gelischen Kirchentag in Berlin und Erfurt
gezeigt. Eindrücke im Internet unter:
www.einblicke-libanon.de13
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